Ich habe mir echt Mühe gegeben, den Artikel mit einer positiven Grundhaltung zu lesen. Denn ich glaube, das man viele Probleme kommunikativ lösen kann, wenn man es denn redlich und ernsthaft versucht. Ein Satz dazu zu Beginn des Artikels schien diese Hoffnung zu bestätigen: "Es ist die erste Visite eines französischen Staatspräsidenten in Polen seit sieben Jahren, nach langen Jahren der bilateralen Spannungen."
Die Spannungen zwischen einem Teil der westlicheren Staaten der EU, besonders Deutschland, und den sich abkapselnden Vizegrad-Staaten begründet sich natürlich in der Berliner Migrations-Politik, die schon eine 100e Milliarden teure Wahlkampfhilfe für die Brexiteers war. Aber das ist sicher nicht alles. Gelegentlich gibts mal nen Artikel, der darauf verweist, das sämtliche EU-Staaten Osteuropas ihre Souveränität nach 1990 erst wieder zurück erlangt haben. Und wer sich nur ein Minütchen Zeit nimmt diesen Gedanken bei allen EU-Forderungen an diese Staaten, kann dann schon viel eher verstehen, das exakt diese Länder sich mit der im Westen der EU forcierten Auflösung der staatlichen Souveränität zu Gunsten eines grösseren Etwas, sich ein wenig schwerer tun als die West-EU, vielleicht nachvollziehen.
Und gerade, wenn es kriselt, sollte man miteinander sprechen, um möglichst viele Möglichkeiten zu finden, Gemeinsamkeiten festzustellen, diese zu vertiefen, neue Perspektiven für gemeinsames Handeln zu finden, etc. - Und genau das findet nicht statt, und leider auch nicht durch diesen Macron-Besuch, denn:
"als sie einen milliardenschweren Deal zum Kauf von Airbus-Kampfhubschraubern "Caracal" unvermittelt abblies und sich für das Modell "Black Hawk" aus den USA entschied, was die französische Zeitung "Le Monde" vom Montag noch immer erregen konnte."
und
"Macron will, dass Polen Mitglied bei der EI2 wird und sich an der Entwicklung des EURO-Panzers beteiligt, ein Nachfolger der deutschen Leopard- und französischen Leclerc-Modelle. Oder besser - die Fahrzeuge kauft."
Es ist der Besuch eines Handelsreisenden. Es gäbe wahrscheinlich X Möglichkeiten des aufeinander zugehens, Y Projekte die die Gemeinsamkeiten fördern würden und clever gemacht, deren nachvollziehbare Paranoia übermorgen wieder ihre Souveränität zu verlieren, mildern könnte. Aber nee ... Vertreterbesuch der Rüstungsindustrie.
Natürlich ist es sinnvoll, wenn man son Mist schon braucht, die Wertschöpfung und daraus entstehende Kaufkraft innerhalb der EU zu halten, und nicht nach Amiland zu verklappen. Aber vielleicht braucht es dafür erstmal viel deutlichere Signale, das man Polens und der anderen östlichen Staaten Souveränität respektiert. Denn seit langem kommen aus der EU genau gegenteilige Signale, und die Fronten verhärten sich. Und was hat man seit dem gemacht? Nicht miteinander gesprochen - der Super-Tipp, wenn man Situationen sich still aber stetig eskalieren lassen will.
Und das Ganze kann man genauso auf Russland übertragen. Aber die EU, insbesondere Deutschland, macht genau das Gegenteil - und der französische Handelsreisende in Sachen Kriegsgerät wird sicher so auch nichts bewegen können. Und weiter gehts mit Starrsinn auf allen Seiten. Das der Neoliberale Macron nicht ernsthaft Kooperation und Gemeinsamkeit fördern will, war mir auch klar - aber eine Sekunde beim Lesen der Headline hatte ich die Illusion.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.02.2020 09:46).