Mein Beitrag war nicht dazu gedacht, eine tiefgründige Diskussion auszulösen. Er zielte darauf ab, die Machbarkeitsillusion zu kritisieren, die darin besteht, die Gesetze der Physik, deren Anwendung zur spezifischen Problemlösung in unserer technischen Zivilisation so erfolgreich ist, als universell auf derart komplexe Systeme wie das Klima anwendbar zu behaupten.
Die Basis dieser Illusion ist die Gegenüberstellung der handelnden Person, die sich seiner Kenntnis von den Gesetzen der Physik bedient, mit dem zu lösenden Problem. Hier besteht die grundsätzliche Schwierigkeit, dass diese Gesetze letztlich immer in monokausale Ursache- Wirkungsketten auflösbar sind. Und nur, wenn das Problem ebenfalls mit derartige Ketten vollständig beschreibbar ist, ist es unter Anwendung der Physik auch lösbar. Kein vernünftiger Mensch würde aus der Tatsache, dass der menschliche Organismus mit seinem Metabolismus der physikalischen Energieerhaltung unterliegt, schließen, dass seine etwaigen psychologischen Probleme auf der Basis der Physik zu lösen wären.
In Fragen des Klimas sind wir Teil des Problems. Das Klima als Beschreibung des Energiehaushalts der Erde, der Brutto die Gleichheit von eingestrahlter Sonnenenergie und abgegebener Strahlung fordert, ist eine komplexe Wechselwirkung von Biosphäre, Lithospäre, Hydrosphäre und Atmosphäre. Insbesondere hat sich das Klima nicht nur in der Wechselwirkung mit physikalisch einfach beschreibbaren, statischen Komponenten gebildet, sondern es ist erstens dynamisch auf unterschiedlichsten Zeitskalen und durchäuft eine Koevolution mit der Biosphäre jetzt und in der Vergangenheit.
Und der Mensch ist eben Teil dieser Biosphäre und damit Teil unterschiedlicher Regelkreise, die einander befördern oder hemmen können, und die wir höchstens in Ansätzen kennen und verstehen. Damit sind unsere intentionalen Handlungen naturnotwendig mit Risiken und Nebenwirkungen behaftet, die wir weder in ihrer Natur noch in ihrem Ausmaß überblicken.
Die klassische Darstellung einer Koevolution von (nicht nur) Klima und Biosphäre von James Lovelock als einer Hypothese ist sein Buch Gaia: A new Look at Life on Earth, das leider von einer Esoteriker-Gemeinde so missverstanden wurde, als habe die Erde ein Bewusstsein und eine Teleologie. Dies habe ich, ohne es mir zu eigen zu machen, als Vehikel benutzen wollen, um die Perspektive zu weiten und darauf hinzuweisen, dass wir Teil eines, sehr schnell gehenden, evolutionären Prozesses sind, der sich bereits aufgrund der Skala, auf der er sich abspielt, dem zielgerichteten, technokratischen Handeln entzieht und dem durchaus noch unknown unknowns innewohnen können.