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Avatar von hdwinkel
  • hdwinkel

mehr als 1000 Beiträge seit 16.06.2012

Wer sagt denn, dass wir nicht schon wieder belogen werden?

Vor vielen Jahren habe ich die Kriegsgräber in Verdun, Wolgograd, der Normandie besucht und jedesmal habe ich mir die Frage gestellt, wie es so weit kommen konnte, dass Menschen sich in diesem monströsen Ausmaß gegenseitig umgebracht haben.
Und natürlich die Frage, wann man zur Waffe greifen muss, weil alle anderen Alternativen noch schlechter sind.

Letzteres ist eine verdammt schwierige Frage.
Wann wird der Dienst an der Waffe zur Notwendigkeit und wann werden wir (in Stellvertretung des Fussvolks) einfach nur belogen, wie es in dem berühmten Antikriegslied heißt.

Ich glaube, das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Meine eigene Grenze liegt jedenfalls dort, wo Völkermord beginnt.
Das war im WK2 der Fall, wo Hitlers Armee andere Länder nicht einfach nur versklaven wollte, sondern Deutschland angetreten ist, ganze Bevölkerungen zu vernichten.
Hitler hatte das jahrelang angekündigt und mehrfach in die Tat umgesetzt.
Das war in Ruanda der Fall, in Srebrenica und auch als der IS die Jesiden umbrachte.

Das war nicht der Fall im WK1 wo sich nationalistische Interessensblöcke gegenüber standen.
Und auch der russische Überfall auf die Ukraine ist im Kern eher ein Krieg verschiedener Nationalisten, eher ein Bürgerkrieg. Keinesfalls ist es ein Genozid.
Es gibt die fast schon üblichen Kriegsverbrechen, aber keine Vernichtungslager, keinen Führerbefehl, keine Flächenbombardements. 'Nur' der seit Jahrhunderten übliche grausame Krieg der "ukrainischen Kleinbauern gegen russische Automechaniker", wie Ole Nymoen es in seinem Interview so treffend erwähnt.

Für mich spricht einiges dafür, dass wir heute wieder belogen werden. Die Frage ist von wem.
Auf der russischen Seite ist das einfach, die Regierungsclique macht ja kein Geheimnis aus ihren Interessen.
Wer ist bei uns die treibende Kraft?
Ich glaube einfach nicht, dass vernünftige Menschen ernsthaft hunderttausende Opfer mit Begründungen in Kauf nehmen, dass Russland ja als schlechtes Vorbild dienen könnte, falls es gewinnt. Oder dass Russland danach die Nato und Deutschland angreifen wird.
Sorry, das ist auf dem selben Niveau wie die Kriegsbegründungen und Blumen in den Gewehrläufen 1914.
Ich hoffe, dieser Ruf nach mehr Waffen und noch mehr Krieg in der Ukraine ist nicht Kriegsbegeisterung, sondern tatsächlich nur das Ergebnis des Belogenwerdens.

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