Sie bringen natürlich vollkommen richtige Aspekte auf, die ich auch gar nicht bestreiten will. Ja, in 12 Monaten lässt sich natürlich sehr viel lernen.
Das Problem dabei ist folgendes: Die Kriegsführung von heute unterscheidet sich nicht unwesentlich von der herkömmlichen Art der Kriegsführung wie sie noch bis vor wenigen Jahren und Jahrzehnten üblich war. Am Beispiel des ukrainischen Vorgehens gegen die Schwarzmeerflotte besonders gut zu erkennen: Die Ukraine hat de facto keine eigene Marine. Also auch keine echten Marinesoldaten. Es werden stattdessen Wasserdrohnen eingesetzt, im Verbund mit Luftdrohnen und weitreichenden Raketen, was zusammen dazu geführt hat, dass vermutlich ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte außer Gefecht gesetzt werden konnte.
Daraus leitet sich die Frage ab: Warum sollten wir eine Wehrpflicht einführen, in der Marinesoldaten ausgebildet werden, wenn Marineoperationen heutzutage entweder "remote" durchgeführt werden können, oder - im Falle vo äußerst speziellen Aufgaben wie etwa der Sprengung von NS1 - von hochgradig trainierten Spezialisten durchgeführt werden müssten, die sie so einem Wehrpflichtigen nicht anvertrauen könnten?
Um es noch drastischer zu formulieren: Wenn hier Raketen und Drohnen auf uns zufliegen, nutzen Ihnen die Wehrppflichtigen nur bedingt: Sie brauchen eine hocheffektive und vor allem maximal zuverlässige Flugabwehr. Da werden Sie vermutlich keinen 18-jährigen dransetzen, der seit ein paar Wochen im Dienst ist, sondern Leute daransetzen, die nicht nur gelernt haben, mit den Abwehrsystem umzugehen, sondern dies auch permanent üben.
Es ist wie beim Erste Hilfe Kurs: Einmal einen gemacht bringt in der Regel kaum etwas, er muss ständig wiederholt werden.