Ich habe ja kürzlich auch schon mal in die selbe Kerbe gehauen und von Erfahrungen berichtet, die ich selbst als Unfreiwilliger beim Bund gemacht habe, mit dem Resümee:
"Gerade aktuell wird ja schon wieder angefangen, die Zwangsaushebung aka (schubidu!) "Wehrpflicht" wieder in den Fokus zu rücken mit dem uralten (gähn!) Argument, "Bürger in Uniform" wären ein Bollwerk gegen faschistische Umtriebe in der Armee. Was für ein schweinischer Bullshit!
Ich seh's ja an mir selbst und meinen Erfahrungen: Zwangsausgehobene mögen ja durchaus registrieren können -sofern sie es überhaupt wollen - dass in der BW letzendlich Nazis die Strippen ziehen. Helfen tut's aber absolut gar nix. Ich habe vor 35 Jahren als "Bürger in Uniform" nix machen können außer mich zu wundern, und heute wird's auch nicht anders geworden sein, und wird es auch niemals werden, bis die BW endgültig abgeschafft und auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen worden ist."
Betrüblich finde ich allerdings, dass sich der Euphemismus "Wehrpflicht" bis tief in die radikalste Kritik an seinem Gegenstand, nämlich einer - nu je, zeitlich begrenzten zwar, aber nichtsdestotrotz faktischen - institutionalisierten Leibeigenschaft durchgesetzt hat; m.E. einer der Hauptstränge der Verbindung von der Kritik am Kriegsdienst mit der am "Zivildienst".
"Wehrplicht" ist im Prinzip Borgsprache*, bis zum Kotzen anschlussfähig an Zivistenvorstellungen vom scheinbar richtigen Leben, ja selbst bis hin zur alten linken Spontiweisheit "Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!".
Ich bevorzuge den ursprünglich Begriff "Zwangsaushebung", der vor über 200 Jahren die Urform des heute als "Wehrpflicht" bezeichneten wesentlich prägnanter fasste, als die napoleonischen Truppen in Europa die Brauchbaren unter den je Unterworfenen kurzerhand in die eigene Uniform steckten und zwangsrekrutierten, und wer nicht wollte, wurde eliminiert. Wer zu Zeiten der allgemeinen "Wehrpflicht" nicht wollte, wurde, wie im Artikel angesprochen, bloß noch repetitiven Knastaufhalten unterworfen,
wat warn wa nicht zivöliert geworn in da Zwischnzait, wa?
Was jetzt wirklich kurios ist, ich hätte da gern was zu verlinkt, aber selbst im konzentrierten Weltwissen 2.0 Wikipedia taucht der Begriff nur hie und da mal am Rande auf und immer ohne blaugeletterte Verheißung einer weiteren Erklärung.
Dabei hat sich am Gehalt des Begriffs substantiell nie etwas geändert, "Wehrpflicht" ist einfach nur Resultat begrifflicher Schönheitschirurgie.
* "Borgsprache" bezieht sich auf einen anderen Forenstrang zu einem ganz anderem Thema, passt aber ganz gut, falls es wer verpasst haben sollte:
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.07.2020 11:18).