Pnyx (1) schrieb am 10.02.2020 15:00:
...denn absehbar müsste es jedem gewesen sein, dass die neue, sich bürgerlich nennende Front, die mit der AfD paktiert, einen Sturm der Entrüstung auslösen würde.
Eben nicht. Es gibt Leute, die die politische Stimmung in Deutschland deutlich falsch einschätzen. Die einen glauben an ihre eigene Propaganda, die anderen lassen sich vom durch diese ausgelösten Medienhype beeindrucken.
Ich denke, das gilt für so ziemlich alle politischen Richtungen. Egal welches Lager, sie werden nicht müde sich als Mehrheit darzustellen, ohne dafür auch nur ein demokratisches Mittel bemüht zu haben.
Tatsache ist, eine deutliche Mehrheit der deutschen Bevölkerung hat mit AFD und Konsorten nichts am Hut und denkt nicht im Traum daran, dies zu ändern.
Richtig. Die Frage ist nur, wen man überhaupt noch wählen kann, wo sich mehr oder minder unsere ganze Parteienlandschaft immer mehr in Richtung der Unwählbarkeit bewegt. In Thüringen ist vieles passiert, wo sich die Parteien durch ihr Verhalten selbst geschadet haben, so das ich froh bin, dass ich dort nicht zur Wahl aufgerufen bin. Ich wüsste nicht, wem ich aus diesem Sauhaufen mit gutem Gewissen noch meine Stimme geben könnte.
Mit gewissen Schlussfolgerungen Rötzers kann man einverstanden sein, auch wenn es wohl falsch ist, die Union und die FDP in dieser Frage gleichzusetzen. Im Fall der Union ist die derzeitige - de facto - Führung für strikte Abgrenzung, im Fall der FDP nicht. Deren Führung ist opportunistisch und gegen rechts einladend offen.
Ja, es ginge darum die bürgerliche Parteiendemokratie zu überwinden, sie über sich hinauswachsen zu lassen. Das System ist überholt, die Parteien zum Teil inhaltlich sehr nah zusammenliegende Seilschaften, die je den Gipfel der Macht erklimmen wollen. Die politischen Interessenvertretungen sollten sich wieder mehr am Inhaltlichen orientieren und der Tatsache Rechnung tragen, dass Menschen, die unterschiedlichen sozialen Gruppen angehören, auch unterschiedliche Interessen haben. Diese müssten explizit und ohne Verschleierung auf den Verhandlungstisch und es müsste mit der Fiktion aufgeräumt werden, alle wollten das Glück aller.
Und ja, aleatorische Elemente, geschickt eingebaut, könnten das heutige Problem der falschen Auswahl - nicht die Besten, sondern die besten Wahlkämpfenden kommen an die Macht, oft nicht einmal das, denn die Parteizugehörigkeit wirkt prädeterminierend - wenn nicht lösen, so doch lindern. Politik ist zu wichtig, um sie ansonsten mediokren begnadeten Selbstvermarktern zu überlassen.Dafür müsste das digitale Denken überwunden werden. Diktatur ist nicht die einzige Alternative zur real existierenden bürgerlichen Parteiendemokratie.