Der aktuellen Regierung muss man noch die Gnade des zarten Alters gutschreiben. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit durchaus hoch, dass sie die Tendenz der alten auch in diesem Bereich mehr oder weniger nahtlos fortsetzt, aber noch ist es deutlich zu früh für ein Urteil.
"Eine übermäßige Fixierung auf die Maximierung der Effizienz geht hingegen mit einer niedrigeren Resilienz einher".
Dieser Satz aus dem Fraunhofer-Papier verrät Einsicht, aber auch einen Willen zum Festhalten. Warum sonst das relativierende 'übermässige'? In Wirklichkeit ist Effizienz ja nicht so eine eindeutige Sache wie in dieser Formulierung unterstellt. Es gibt bei ihrer konkreten Ausformung viel Spielraum. Geringster Aufwand bei grösstmöglichem Effekt wirft Fragen auf. Wie bemisst man den 'Aufwand'? Allgemein ökonomisch, quantitativ personalbezogen, in Quadratmetern, Betten, Stunden, technischer Ausstattung? Und wie den 'Effekt'? In durchgeführten Eingriffen, volksgesundheitlich, subjektivem Gesundheitsgefühl, relativ zu anderen Staaten?
In einer neoliberalisierten Welt bemisst sich alles in Geldbeträgen. Der Gesundheitssektor ist ein Zweig der Gesamtwirtschaft wie jeder andere. Akteure sollen Geld verdienen, alles ist monetarisiert. Wenn das deutsche Gesundheitswesen in einem internationalen Ranking gut abschneidet, ist es gut und wenn man darin auch noch maximal Kapital vermehren kann, ist es schon fast optimal. Ein paar untergeordnete Parameter wie Patientenzufriedenheit, politische Akzeptanz etc. müssen, leider, auch noch mit einbezogen werden, anders gehts nicht. Wenn nicht, droht neoliberale Effizienz zu 'übermässiger' zu werden. Nicht gut, wir hatten uns doch so schön eingerichtet...