Der Artikel selbst von Herrn Nowak eignet sich hervorragend als Beispiel , was mit dem "Apell für freie Debattenräume" gemeint ist.
Mehr oder weniger fordert auch Herr Nowak die/eine Deutungshoheit über das Thema ein, womit man Andersdenkende zu Ketzern, Verrückten, Sündern, - egal, jedenfalls zu etwas degradieren kann, mit dem man nicht mehr diskutieren muß.
Mit "Ketzer" und "Sünder" klingt an, dass es sich hier um eine Denke handelt, die wir als mittelalterlich bezeichnen. Mithin kann man den Aufruf für freie Debattenräume so lesen, dass er sich gegen ein Erstarken dieses mittelalterlichen Denkens und für die Wiederbelebung der Grundgedanken der Moderne einsetzt.
Es ist offensichtlich, dass das Einfordern von Deutungshoheit ( in Folge die Degradierung der Andersdenkenden ) sich nicht auf eine bestimmte politische Richtung einschränken läßt. Es ist eine Versuchung aller Menschen, egal welcher politischen Coleur.
Hier liegt das intelektuelle Versagen derjenigen, die in dieser Diskussion sich in die altbekannten Schützengräben schmeissen und auf die losdreschen, auf die sie immer schon losgedroschen haben. Aber dies ist NICHT das Thema des Aufrufes.
Der Aufruf setzt sich für die ART des Dreschens ein, die unserer vielfältigen Gesellschaft entsprechen muß. Es ist ein Widerspruch in sich, wenn man sich mit intoleranten Gestus für Toleranz einsetzt. Wie man mit Bomben keinen Frieden herstellen kann, ist es nicht möglich , mit antidemokratischen Gedankengut eine demokratische Gesellschaft voranzubringen.
Nach Aladin El Mafaalani fällt es den bislang benachteiligten Gruppen immer schwer, sich in eine multipolar gewordene Gesellschaft gleichberechtigt einzufügen. Das Gefühl IMMER NOCH benachteiligt zu werden verschwindet nicht. El Mafaalani beschreibt sehr schön, dass um die letzten Reste von Ungleichheit noch verbitterter gekämpft wird als um die damals himmelschreienden Ungerechtigkeiten, die dann abgeschaftt wurden.
Selbstverständlich setzen dann auch Gegenbewegungen ein: Irgendwann erheben auch die konservativen Kräfte (hier nicht parteipolitisch gemeint) ihre Stimme und hauen Pflöcke ein: "bis hierher und nicht weiter".
Bis alle gelernt haben an einem Tisch zu sitzen und akzepiert haben, das alle (alle! Herr Nowak) also auch die Thierses, die AFDs, die Alternativen Medien, die ,,, die ,... die....
tja - das scheint noch zu dauern.
Und darum gehts im Aufruf: Um die Tischmanieren und um die Gleichberechtigung bei Tisch. Das wird nicht bequem. Und es wird Streit geben. Und der Streit wird normal werden. Weil wir viele sind und viele bleiben werden.
Im Augenblick sind es die CancelCulture und die Genderfraktion etc, die das noch nicht richtig begriffen hat. Kommt aber sicher noch.
El Mafaalani lesen. Hllft.
Er macht auch leichtverständliche Kurzvideos.