Ist dieser als Frage formulierte Titel nicht ausgesprochen clever? Gilt hier bei TP als die hohe Schule...
Eigentlich wollte ich mich ja noch eine Weile raushalten, bis die Frühjahrsoffensive der Ukrainer (https://www.youtube.com/watch?v=vcIhH1Vmz8I) mehr Fahrt aufgenommen hat, aber diese unerträgliche Zumutung von einem Artikel kann ich einfach nicht unwidersprochen so stehen lassen.
“Mit dem Messer, das der Westen unter Führung der USA Russland seit über dreißig Jahren immer näher an die Kehle gesetzt hatte, war die politische Führung nach Darstellung Moskaus gezwungen, zu militärischen Mitteln zu greifen, um sich das Heft des Handelns nicht völlig aus der Hand nehmen zu lassen.
Aus russischer Sicht kam etwas Weiteres hinzu. Wäre es zu einer erfolgreichen "Deokkupation" der beiden Donbas-Provinzen und ggf. auch der Krim gekommen, wäre ein entscheidendes Hindernis für die Aufnahme der Ukraine in die Nato entfallen. Bei den Erweiterungen der Nato gilt nämlich die ungeschriebene Regel, dass kein Staat beitreten kann, der ungelöste territoriale Konflikte mit einem Nachbarstaat hat. Diese Regel ergibt sich implizit aus Artikel 101 des Nordatlantikvertrags. Insofern unterscheidet sich der russische Völkerrechtsverstoß von den Verstößen der USA seit 1990. Ersterer ist defensiv, die Letzteren waren offensiv, um den Einfluss der – das muss ganz klar benannt werden – raumfremden USA in Eurasien auszuweiten. Die USA sind keine europäische Macht.”
Das soll die Argumentation sein? Staaten mit territorialen Konflikten können nicht in die NATO aufgenommen werden - einen Krieg auf ihrem Territorium anzufangen, hinderte die Ukraine deshalb daran, der NATO beizutreten, und demnach war das russische Vorgehen Selbstverteidigung? Ist der Autor noch zu retten? Ein völkermörderischer Angriffskrieg wird als Prävention eines kriegerischen Akts rechtfertigt, der darin besteht, daß sich das Opfer seine Bündnispartner selbst aussucht!? Nicht nur ist das vollkommen lächerlich, sondern auch durch und durch verlogen.
Es gab und gibt kein “Messer an der Kehle” Rußlands. Putin selbst verneinte eine Bedrohung (in Bezug auf den NATO-Beitritt des Baltikums). Finnland ist jetzt Teil der NATO, dank Putins geopolitischem 3D-Schach, und nichts passiert. Rußland ist, wie jeder weiß, zwar konventionell so schwach wie seit Jahrzehnten nicht mehr, aber auch die mit Abstand größte Atommacht der Erde, die man nach den gebetsmühlenartig wiederholten Aussagen der “Pazifisten” überhaupt nicht besiegen kann. Wer beginnt einen Krieg in dem Wissen, daß er ihn unmöglich gewinnen kann? Niemand. Rußland war nie in Gefahr. Das mit Abstand größte Risiko für sein Regime (nicht zuerst für Rußland) hat Putin mit seinen idiotischen imperialen Allüren selbst herbeigeführt. Wenn Rußlands Sicherheit und Stabilität jetzt in Gefahr sind, dann von innen:
https://www.youtube.com/watch?v=VKrv30RKoyk
Die USA sind “keine europäische Macht”: Der Autor vertritt hier das imperialistische Konzept der "Einflußzone", auf die Großmächte einen natürlichen Anspruch haben, und die sie sich nötigenfalls mit Gewalt einverleiben dürfen. Und das in einer Sprache, daß ich die Passage zweimal lesen mußte, so übel sind die Assoziationen. Ist Rußland in der Ukraine “raumfremd”? Nach dem Völkerrecht selbstverständlich. Der Autor sieht das offenbar anders.
Damit sich keiner rausreden kann, er hätte von nichts gewußt: Das hier ist es, was dieser Artikel und diejenigen, die ihm im Forum zustimmen, rechtfertigen:
https://www.politico.eu/article/former-wagner-group-commanders-azmat-uldarov-alexey-savichev-confess-murder-ukraine-civilians-including-children/
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.04.2023 17:37).