Entscheidend für einen dauerhaften Frieden ist ein friedlicher Interessenausgleich aller Beteiligten. Und wie in Moskau und auf "neutraler" (?) Seite üblich, wird diese Interessenausgleich praktisch immer unilateral ("Moskaus Interessen müssen gewahrt bleiben") und gelegentlich auch bilateral ("... und die Washingtons ebenso") betrachtet. Der Schlüssel zum Verständnis, und auch zur Lösung, der Konflikte in Osteuropa liegt aber in einem Multilateralismus, der auch dem Autor des TP Artikels leider fremd ist.
Dies ist der Kernsatz, an dem sich das falsche Verständnis festmacht ist folgender:
Die Nato rückt immer näher an die Westgrenze Russlands bzw. der Russischen Föderation heran.
Einfach: nein. Die Nato ist nicht näher an Russland herangerückt. Was passieret ist, ist die Folge Jahrzehnte-, oder teilweise sogar jahrhundertelanger Besetzung und Unterdrückung von Völkern in Osteuropa durch Russland bzw. seine Rechtsvorgänger.
Und die Polen sowie die baltischen Staaten, Tschechien und die Slowakei, Bulgarien und Rumänien - ja, die haben richtigerweise erkannt, dass die imperialen Fantasien in Moskau nicht ganz ausgestorben sind. Deswegen haben sie Schutz gesucht, deswegen kriechen einige z.B. den Amis geradezu in den Allerwertesten. Die haben einfach Schiss, und wie sich anhand von Georgien und der Ukraine, aber auch Belarus, zeigt: zu Recht.
Voraussetzung für eine nachhaltig friedliche Sicherheitsarchitektur in Osteuropa sind keine Sicherheitsgarantien oder nicht-Beitrittsversprechen. Voraussetzung ist der ernsthafte Wille, auch Belarus und die Ukraine als mündige Staaten, und nicht als Pufferstaaten oder so, zu verstehen. Solange das nicht passiert, wird ein Krieg stets in der Luft liegen. Russland hat nicht mehr Recht auf Friede und Freiheit als die Ukrainer oder die Weißrussen.