Wie der Autor schreibt gehen in die unendliche Rente zwei Faktoren ein: Der aktuelle Zins und der Ertrag.
Zum Zins:
Bleibt der Zins bei 0, geht die Rentabilität gegen unendlich. Okay.
Ganz soweit sind wir noch nicht, auch wenn der Leitzins negativ ist, gibt derzeit keine Bank einen realwirtschaftlich nutzbaren Nullzinskredit aus. Und dann geht es ja um die langfristige Erwartungshaltung, für die man einen zumindest potentiell möglichen Anstieg einpreisen muss, sofern man nicht an eine Senkung unter null glaubt. Aber nehmen wir mal an, sie geht gegen null.
Jetzt zum Ertrag:
Der geht im Beitrag leider unter. Er geht relativ gesehen nämlich auch gegen null. Jedenfalls wenn man, wie seit langem der Fall, die Inflation, also das reale Einkommen der Bevölkerung, nicht endlich auf Touren bekommt.
Die Mieten werden nicht unbegrenzt steigen, nur weil die Kaufpreise ins astronomische schießen, denn sie sind eindeutig durch das Einkommen der Bevölkerung limitiert. Wenn kaum jemand 3.000€ Miete im Monat zahlen kann, was dann? Die Wohnblöcke leer stehen lassen?
Nein, die Mieten werden vielleicht hochgehen (bzw. sind es ja schon lange), aber dass sie nicht mit ins unendliche steigen, ist dem Besitzer egal, denn auch wenn das Häuschen eine Milliarde kostet, macht der Vermieter mit einer Miete von 1000€ noch einen Gewinn, denn dank Nullzins kostet das Haus den Besitzer ja nichts!
Ähnlich sieht es auf dem Aktienmarkt aus. Die Dividenrenditen werden einfach mikroskopisch. Was bleibt, ist Spekulation, also das Warten auf bessere/andere Zeiten.
Wenn beide Faktoren, Zins und Ertrag, nun gegen null gehen, bedeutet das, dass meine projezierte Rendite bei kleinsten Änderungen der geschätzten (!) Annahmen enorm zwischen 0 und unendlich schwankt. Jede Investition ist schlichtweg nicht mehr berechenbar und hoch riskant.
Was ist das Fazit daraus?
Der Bezug zur Realwirtschaft ist verloren gegangen. All die schönen Renditeformeln kann man sich in die Haare schmieren. Die Börse ist nur noch Kasino. Das Vertrauenssystem auf dem unsere Wirtschaft beruht ist erodiert. Und das färbt auch auf die Güter ab, die darin gehandelt werden. Warum sollte ich eine Aktie eines eigentlich soliden Unternehmens mit bescheidener Dividendenrendite erwerben, wenn es in kurzer Zeit von einem Hedgefond oder Reddit-Flashmob in den Ruin getrieben werden kann und was wäre denn ein akzeptabler Preis dafür?
Logische Folge wäre, dass konservative Investoren sich aus dem System zurückziehen und die Preise auf breiter Front fallen. Bedingung dafür wäre, dass es einen nicht-volatilen Häfen gäbe.