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Re: "So funktioniert der Kapitalismus nun einmal"

hamburgerbude78 schrieb am 04.02.2021 10:02:

jsjs schrieb am 04.02.2021 09:40:

Zu DM Zeiten gabs auch eine wachsende Staatsverschuldung. Die Maastricht Kriterien legen fest, dass das jährliche Haushaltsdefizit nicht mehr als 3% betragen darf.

Wenn die Zentralbanken die Wertpapiere gleich selber kaufen, ist umgekehrt das Eingeständnis, dass die Papiere keinen Absatz am Markt finden - jedenfalls nicht in dem Ausmaß, wie der Staat sich verschulden möchte.

Die Geldmengen, die in die Gesellschaft gepumpt werden, kaufen ja etwas: Wertpapiere. Diese besondere Ware steht dem Geld gegenüber. Da wäre zu klären, was das für eine Ware ist. Weil so funktioniert der Kapitalismus nun einmal.

Also erst einmal funktioniert der Kapitalismus so nicht. "So" geht er Kapitalismus nämlich kaputt.

"Funktionieren" meint ja nicht, dass es gut läuft. Kapitalismus ohne Krisen gibt es nicht, da geht dann auch einiges kaputt. So funktioniert der Kapitalismus.

Zu DM-Zeiten waren die Zentralbank, die öffentliche Hand und der private Sektor drei disjunkte Sektoren, die - de fakto - miteinander konkurriert haben weil sie konkurrierende Ziele hatten.

Jetzt würde ich hier einen ersten Schluss ziehen. Wenn da "konkurrierende Ziele" vorliegen, ist es egal, ob die auf verschiedene Sektoren verteilt sind. Die Ziele gibt es ja offenbar. Und sie stehen im Widerspruch zueinander.

Mit dem Ergebnis: Wertstabilität der Währung + Einhegen des Wachstums.

Das ist ein Fehlschluss. Ob die Währung abschifft oder nicht, hängt nicht an der Trennung in Sektoren.

Heute sind zwei der Sektoren miteinander verschmolzen, weil die Verfassungen hier zu schwach waren das zu verhindern. Hätten wir eine starke Verfassung, hätte das Militär eingreifen müssen um die Trennung wieder herzustellen, das System damit zu stabilisieren und danach die Kontrolle wieder an die Wähler rauszugeben.

Das ist ein Formalismus. Drei Sektoren = Wertstabilität der Währung + Einhegen des Wachstums. Zwei Sektoren => Finazkrise.

Ähnlich dem türkischen Kemalismus (hier im religiösen Kontext), der bekanntermaßen unter Erdogan sein Ende fand.

Und jetzt? Jetzt wurde die Geldmenge eingebracht und man spielt "ich sehe was, was Du nicht siehst" um das Gelddrucken im Nachhinein zu legitimieren.

Die gekauften/entstandenen Finanzprodukte sind immer der Realwirtschaft beigeordnet und stellen niemals selbst einen Wirtschaftszweig dar. Das sind NINJA-Assets. (No income, no jobs)

M.E. umfasst die Realwirtschaft das produzierende Kapital, nebst Dienstleistungen und auch Handelskapital. Also all das, was nicht die Finanzwirtschaft ist.

Auch ohne Staatsverschuldung haben es die Geschäftsbanken geschafft, jede Menge Kredit in die Gesellschaft zu pumpen. Sie haben sich wechselseitig Wertpapiere verkauft, die gerne genommen wurden, als damit noch Geld zu verdienen war, und als sich abzeichnete, dass es eine gigantische Blase ist, haben sie die Akteure eilig zurückgezogen, um keine Verluste erleiden. Und haben so die Krise eingeleitet.
So funktioniert Kapitalismus.

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