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33 Beiträge seit 24.11.2011

Re: Fakten über Ganser - Randnotiz

Mir wird immer etwas unbehaglich, wenn irgendwo auf PSIRAM verlinkt
wird. Es ist schön, dass es eine Seite gibt, die sich darum bemüht,
blinden Verschwörungstheoretikern mit dem Major Consensus Narrative
zu begegnen und kann in vielen Fällen auch helfen.

Die Art und Weise, wie das geschieht, müsste allerdings viel
nüchterner und argumentbezogener sein. Ich finde, dass der verlinkte
Artikel Ganser mithilfe billiger Strategien ins Zwielicht rückt.

Ich nehme mal ein paar Beispiele raus (Quelle:
https://www.psiram.com/ge/index.php/Daniele_Ganser):

"In einem Interview mit den unseriösen Deutsche Wirtschafts
Nachrichten (Artikel "Nato-Experte aus Sicht der USA ist Deutschland
ein besetztes Land" / "Nato-Experte: USA wollen militärische
Kontrolle der Ukraine") suggerierte Ganser, Deutschland sei als
"Juniorpartner" ein "besetztes Land" (Zitat: Deutschland ist in der
Nato ein Juniorpartner, weil die USA die Nato anführen. Aus Sicht der
USA ist Deutschland besetztes Land... Das ist also die Position
Deutschlands: Es befindet sich in einer untergeordneten Position im
amerikanischen Imperium und die meisten deutschen Medien getrauen
sich nicht das offen darzustellen).[2] Eine Meinung, die nur in der
deutschen rechtsoffenen KRR-Szene, in der auch Positionen von Ganser
verbreitet werden, populär ist ."

Statt das Argument zu widerlegen, kommt es zu einer
Quellendiffamierung: Was er sagt könne nicht stimmen, weil es auch in
einer "unseriösen" Quelle veröffentlicht wurde und weil nur die
"rechtsoffene[] KRR-Szene" populär sei. WTF? Hier wird nicht einmal
auf die argumentative Substanz eingegangen, nicht einmal Quellen-,
sondern nur Veröffentlichtungsmedienkritik betrieben. Das halte ich
für strategisch unklug und unterstützt mir zu sehr die Denke "Ah,
wenn der DA veröffentlich, kann das ja nicht stimmen". Ok, um sich in
seiner eigenen Gruppe zu bestätigen, aber substanziell doch eher
kacke.

Ähnliches gilt für den folgenden Abschnitt:
"Im November 2014 trat Ganser auf einem "Quer-Denken.TV-Kongreß" auf,
organisiert von Michael Vogt. Weitere Vortragende bei dieser
Veranstaltung waren Andreas Clauss, Konstantin Meyl, Andreas Popp,
Franz Hörmann und Gerhard Wisnewski."

Verlinkt sind die Personen auf ihre jeweiligen PSIRAM-Artikel, in
denen sie (sicher häufig auch mit gewissem Recht) angegriffen werden.
Seinen Argumenten wird sich nicht genähert, sondern er in den Kontext
einiger von PSIRAM als krude eingeordneter Autoren gesetzt. Das ist
für mich sehr schlichte Überredungskunst.

Im Hauptteil des Artikels stellen sich mir auch ein paar Fragen. Die
Autoritätenargumente sind aber erstmal zu akzeptieren. Offensichtlich
ist Gansers Arbeit kritikwürdig, was die Schlussfolgerungen betrifft,
ist aber vom Dokumentationscharakter her grundlegend.

Vielleicht kann man die Deutungshoheit noch einmal anhand eines
Satzes anzweifeln:
"Eine von Gansers Hauptquellen, ein angebliches US-Armeehandbuch, sei
seit 1976 als Fälschung des KGB enttarnt."

Wenn man auf die verlinkte Quelle klickt, bekommt man heraus, dass
die Geschichte der Quelle interessant ist, und sich nicht auf einen
Satz zusammenschrumpfen lässt. Dort steht auch, dass es tatsächlich
ein Dokument gab, dass 1962 von einem russischen Spion dem KGB
übergeben wurde. Es pauschal als Fälschung abzutun, ist, denke ich,
falsch. [Randnotiz: Dass hier aus einem "wichtigen Dokument" eine
"Hauptquelle" gemacht wird, halte ich argumentativ auch für
fragwürdig]

Ok, ich will gar nicht bezweifeln, dass man Herrn Gansers Ansichten
kritisch sehen kann, aber die Kritik sollte sich eben auf die
Argumente beziehen und nicht auf irgendwelche pseudoargumentativen
Nebengeräusche. Deshalb mag ich PSIRAM nicht. Da wird diffamiert,
vereinfacht, aus dem Zusammenhang gerissen und gekürzt. 

Naja, my 2 cents.

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