Das ganze nun allein auf die Delta-Variante und die deswegen immer noch zu niedrige Impfquote zu schieben liegt schon im Bereich der Mutmaßungen, auch wenn diese tatsächlich plausibel und diskutabel sind.
Viel klarer ist und war aber doch folgendes:
Seit man sich zu den Impfungen als Exit-Strategie entschieden/bekannt hat, ist schon klar, dass die Pandemie dann vorbei ist, wenn SARS-COV-2 endemisch geworden, d.h. die Krankenlast auf einem stabilen, tragbaren Niveau eingependelt ist. Das ergibt sich allein aus der nicht 100 %igen Wirksamkeit, die es für kaum einen Impfstoff gibt.
Dass es eine relative Entkopplung von Fallzahlen und Krankenhauseinweisungen geben würde, war ebenfalls klar. Empirisch wird diese aber bekanntermaßen erst mit einer Verzögerung von 4-6 Wochen, oder gar länger, deutlich sichtbar.
So gut die epidemiologischen Modelle mit all ihren Szenarien auch sein mögen, bleibt die praktische Situation im experimentellen Status. Und die punktuellen Rückmeldungen von einzelnen Intensivstationen schon seit Anfang November lassen nicht das Beste hoffen.
Man müsste es deutlicher kommunizieren:
Wenn sich alle impfen lassen, die sich impfen lassen können, kann man anhand aller vorhandenen Daten guter Dinge sein, dass sich Corona vorläufig damit auf das Niveau einer schweren Grippeepidemie bringen lässt und hoffen, dass noch mildere, endemische Lagen danach möglich sind.
Niemand hat versprochen, dass man das ganze mit dem Aufwand beenden kann, zu dem auch alle irgendwie Lust haben.
Populationsökologie ist kein Ponyhof ¯\_(ツ)_/¯