In Österreich gilt seit heute ein Lockdown für Ungeimpfte. Dazu 2G an allen Orten, mit Ausnahme des täglichen Bedarf. Da hatte man in Wien eine ganz tolle Idee und wundert sich nun über die Reaktionen. Der Handel fordert nun hunderte Millionen Ausgleichszahlungen, da 35% der Kunden nicht mehr in die Läden dürfen und die Arbeitgeber raufen sich die Haare, weil sie vor der Wahl stehen, bei jedem Verstoß Bußgeld zu zahlen oder die Betriebe zu schließen. Denn dort gilt 3G.
Der Haken an der Sache liegt im Detail. Ist es in Wien und anderen Großstädten vielleicht gerade noch möglich, sich quasi täglich mit einem PCR Test zu versorgen (Antigen-Test gelten auch nicht mehr), ist dies auf dem Land unmöglich. Das Ergebnis eines PCR Test erhält man mit viel Glück einen Tag später. Aber in den Landkreisen gibt es kaum Apotheken, die ihn anbieten. Und wenn, dann auch nur einmal wöchentlich. In einem konkreten Landkreis zum Beispiel Donnerstag.
Das war wohl so eingerichtet, weil die meisten Leute den Test für das Wochenende brauchten, um in die Gastronomie gehen zu können, wo 3G galt. Dort gilt jetzt aber schon eine Weile nur noch 2G. Nun ist der Test nötig um zur Arbeit gehen zu dürfen. Aber wer arbeitet am Wochenende? Testet man sich am Donnerstag und erhält mit Glück das Ergebnis am Freitag, mit Pech am Samstag, hat man nichts davon. Denn am Montag sind die 3 Tage Gültigkeitsdauer des Test natürlich vorbei.
Nun hatte man die grandiose Idee, Spar-Supermärkte sollen es richten. Dort soll man bei vorheriger Anmeldung 10 Test bekommen, die dann 14 Tage reichen sollen. Erst dann bekommt man wieder 10 Test. Auch hier ein kleiner Haken. Nur ganz wenige Spar-Filialen bieten dies überhaupt an. Und sonst? Die meisten öffentlichen Teststraßen hatten ohnehin nur Antigen-Test, sind aber auch schon längst in den Gemeinden abgebaut, mangels Nachfrage? Das wissen die Betreiber nur selbst.
Jedenfalls hat man im Ergebnis nun vorerst 10 Tage, in denen man besser Urlaub nehmen sollte, statt zur Arbeit zu gehen. Wird man nämlich geradezu zwangsläufig ungetestet erwischt, droht dem Arbeitnehmer ein Bußgeld von 500€ und dem Arbeitgeber sogar das 3fache Bußgeld. Die Impfrate liegt in Österreich ansonsten unter 65%, was bedeutet, dass nun in der Vorweihnachtszeit dem Handel wie schon angesprochen 35% weniger Kunden "drohen", die nicht rein dürfen.
Ebenso sind von den 35% beileibe nicht alle arbeitslos. Den produzierenden Betrieben fehlen also auch 35% Mitarbeiter. Wenn sie nicht in großen Städten ansässig sind, wo das Testangebot und auch die Auswertungen der Test vielleicht etwas "klüger" gestaltet wurden, als in den ländlichen Regionen. Ob dies nun dazu führt, dass sich die Landbevölkerung aus lauter Verzweiflung eher impfen lässt? Wohl eher nicht. Gerade auf dem Land ist die Skepsis sehr weit verbreitet und wird wachsen.
Zumal die Geimpften der ersten Stunde spätestens Anfang nächsten Jahres genauso als Ungeimpfte zählen, wie bereits die Genesenen. Nachdem man das Versprechen gebrochen hat, dass das Leben für Geimpfte wieder völlig normal würde, wird man nun auch Probleme bekommen, diese Klientel für "Booster" zu locken. Im Ergebnis könnte also die Anzahl der bisher über 35% Ungeimpften im Frühjahr die Anzahl der bis dahin 3-4fach Geimpften deutlich übersteigen. Und dann, Wien?
Für Deutschland sicherlich ein gutes Beispiel, wie man es besser nicht machen sollte. Danke auch an den Österreicher, der mich mit Links von seinem Heimatort darauf aufmerksam machte. Da ich nicht möchte, dass mein Kommentar mal wieder gesperrt wird, verzichte ich auf die Links. Ich kann aber auf Wunsch alles Gesagte für einen Landkreis in Niederösterreich belegen. Witzig ist am Ende noch anzumerken, dass die Verstöße von einer Handvoll Dorfpolizisten kontrolliert werden sollen.
Scheinbar hat man in Wien seit dem Fall Kurz jeglichen Bezug zur Realität verloren? Tatsächlich handhabt man das im konkreten Ort aktuell so, dass die Mitarbeiter beim Betreten ein Formular ankreuzen "Getestet" und niemand danach fragt, ob die Angabe stimmt. Der Betrieb des "Informanten" könnte sonst tatsächlich schließen, da in der Belegschaft nur 9 der über 20 Mitarbeiter geimpft sind. Wenn jemand rein kommt wird die nun ebenfalls vorgeschriebene FFP2 Maske über die Nase gezogen.
Ansonsten gibt man nicht viel auf das, was Wien sagt. Man bemüht sich und was nicht geht, wird kaschiert. Aus Wien kommt selten etwas gutes, wie man dort sagt.