Chr. Drosten: "Bei den über 60-Jährigen haben wir nur eine Impfquote von 86 Prozent vollständig Geimpfter, das ist irrsinnig, das ist wirklich gefährlich."
Diese Bemerkung lässt, wie die meisten Aussagen über angeblich zu geringe Impfbereitschaft, offen, welche Impfquote denn erforderlich ist und für welchen Zweck. Vor gut einem Jahr hielt man es für eine "Herdenimmunität" für ausreichend, wenn 70% der Bevölkerung geimpft wären. Die Impfmaßnahmen in Deutschland legten bekanntlich einen Chaosstart hin. Wenn dennoch 86% der über 60-Jährigen geimpft sind, ist das nicht irrsinnig, sondern irsinnig viel (!), wenn man bedenkt, dass sich die über 70 und 80-Jährigen schier die Finger wund gewählt haben um einen Impftermin zu bekommen.
Fraglich ist, wofür Herr Drosten denn eine höhere Impfquote für erforderlich hält. "Herdenimmunität" wäre nur erreichbar, wenn durch die Impfung eine mindestens zeitweise "sterile Immunität" erreichbar wäre. Das ist jedoch nicht der Fall, womit das in 2020 formulierte Ziel unerreichbar wird. Wir können und wir werden uns nicht "aus der Pandemie impfen".
Ob ein alter Mensch die Impfquote seiner Altersgenossen oder seinen persönlichen Impfstatus für gefährlich hält, kann Herr Drosten mit seinen 59 Jahren kaum beurteilen. Die 80-90-Jährigen, die ich bisher kennenlernen konnte, winkten meist ab, wenn ihnen ein Mediziner einreden wollte, sie müssten "irgendetwas" tun. O-Ton einer 89-Jährigen, nach einem entsprechenden Satz ihrer Ärztin: "Kindchen, ich muss gar nichts mehr!"
Die Zusage, dass dann, wenn jeder ein Impfangebot erhalten hätte, die Grundrechtsbeschränkungen zurückgenomen würden, war schlicht gelogen. Nun, wo das offenbar ist und sich die Wirkungen nicht einstellen, zeigt man mit dem Finger auf die Ungeimpften und fängt ein unverantwortliches Abenteuer an, das man 2G nennt und rein auf die Gefühlslage der Geimpften zielt, denen man um den Preis einer weiteren Spaltung der Gesellschaft einen Bären von "Sicherheit" und Normalität solcher Veranstaltungen aufbindet.
Pandemietreiber sind derzeit aber zu einem Gutteil offenbar auch diejenigen, die an 2G-Veranstaltungen teilnehmen, die ohne Abstandsregeln, ohne Masken und ohne Teilnehmerbegrenzung stattfinden, wie man teils sogar im TV sehen kann. Die Einblendungen, dass es sich um ein 2G-Event handelt, beruhigen mich nur insofern, als ich definitiv nicht dabei bin. Bei 3G-Veranstaltungen müssen die Geimpften und Genesenen keinen Test vorlegen, obwohl sie durchaus das Virus weitergeben können ohne sich selbst krank zu fühlen.
Zum Beleg, dass es die Umgeimpften sind, die die Pandemie treiben, wird auf deren hohen Anteil an den Hospitalisierten verwiesen. Dieser hat jedoch eine ganz andere Ursache, nämlich die relative Schutzwirkung der Impfung, die immerhin stärkere Erkrankungen häufig verhindert. Ungeimpfte haben diesen Teilschutz im Gegensatz zum erkrankten Geimpften nicht und müssen daher häufiger ins KKH.
M. Boettcher
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.11.2021 16:30).