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  • hgeiss

mehr als 1000 Beiträge seit 06.08.2014

Re: Wie empfandest Du den Druck damals

Aus deinen Formulierungen wie 

> Wie empfandest du den Druck (...) eine Partnerin/Partner ebenfalls aus der Umgebung suchen zu müssen
> damit das Konstrukt Grossfamilie exakt so weiterläuft?

entnehme ich, dass du von Vorstellungen ausgehst, die so überhaupt
nicht sein müssen. Das mag vor langer Zeit in bäuerlichem Millieu so
gewesen sein. Du hast vielleicht zuviele Heimatromane gelesen? Auch
deine Formulierung

> die Heirat im selben Umkreis und dem Zeugen von (weissen
> christlichen) Kindern

hat mit einer "modernen" Mehrgenerationenfamilie, die heute leider
wegen Zwängen der Erwerbstätigkeit oft nur in "Teilzeit" oder als
Familiennetzwerk möglich ist, überhaupt nichts zu tun. Ich frage
mich, was ich falsch formuliert habe, dass man diese Klischees aus
meinem Text ziehen kann. Alleine deine Unterstellung, eine
Mehrgenerationenfamilie habe mit "weißen, christlichen Kindern" zu
tun, ist etwas, das ausschließlich deinem Kopf entspringt. In meinem
Text (und in meinem Leben) finden sich solche Engstirnigkeiten nicht. 

Auch dein Satz

> Dein Grossfamilienmodell folgt der Tendenz das Leben als eine
> Aneinanderreihung von Pflichten zu sehen die man erfüllen müsse. 

suggeriert, als gäbe es in Kleinfamilien oder Singlehaushalten keine
Pflichten. Eine Mehrgenerationanfamilie lebt vom Geben und Nehmen.
Pflichten, die den alltäglichen Notwendigkeiten entwachsen, gibt es
wohl, sie würden dir aber durchaus auch das Golfspielen erlauben...
(Soll nur eine scherzhafte Anspielung auf dein Pseudonym sein).

Ich sehe es so: Der Mensch kommt notwenigerweise egozentrisch auf die
Welt und hat auch, hilflos wie er ist, alles Recht dazu. Im Laufe der
Jahre muss er aber lernen, dass es auch Interessen außerhalb ihm gibt
und - wenn die Sache richtig läuft - dann lernt er auch sich in seine
Mitmenschen hineinzufühlen und es wird ihm zum Bedürfnis, ihnen Gutes
zu tun. Erwachsenwerden heißt Sozialwerden, den eigenen Egozentrismus
zurückzustellen. Wer dies nicht schafft, der bleibt lebenslang ein
Kind. Manchmal meine ich, das dies der Normalzustand in dieser
Gesellschaft zu werden scheint.


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