Es gibt einen prinzipiellen Unterschied zwischen politischem und wissenschaftlichem Diskurs.
Wissenschaftliche Aussagen müssen prinzipiell falsifizierbar sein. Wenn sie widerlegt wurden sind sie raus, die "Äthertheorie" ist ein Beispiel dafür. Als ihre Vorhersagen mit mit dem Michelson-Interferometer überprüfbar wurden und sich als falsch erwiesen war die Idee tot. Im wissenschaftlichen Diskurs gibt es deshalb auch keine Mehrheitsentscheidungen, sondern höchstens eine herrschende Meinung, solange eine Hypothese nicht überprüft worden ist. Pluralität, also das Nebeneinander verschiedener Ansichten, ist in der wissenschaftlichen Welt immer nur ein vorübergehender Zustand, bis ein Experiment oder eine Beobachtung zwischen richtig und falsch entscheidet
Politische Aussagen sind nicht falsifizierbar. Alle Ansichten haben das gleiche Recht, am Streit teilzunehmen und existieren weiter, auch wenn sie sich im Moment nicht durchsetzen können. Alle Ideen sind in der Verlosung, die Mehrheit (zumindest in einer Demokratie) entscheidet, welche Ansicht zur Richtschnur des Handelns wird, aber das ist immer nur eine Entscheidung auf Zeit. Alle dürfen weiter an der Verlosung teilnehmen. Deshalb kann es auch keinen Fortschritt, also eine eindeutige Richtung der Politik geben. Neue Ideen können aufkommen und neben die schon existierenden treten, aber sicher ist nur, dass der Streit weitergeht und niemals endet.