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  • rotten sheep of evil

mehr als 1000 Beiträge seit 23.03.2005

Grundsatzproblem Produktivitätssteigerung und Selbstzweckarbeit

Das mit der Arbeit und dem Lebensunterhalt ein Problem: Die
Produktivität des Einzelnen ist seit der Industrialisierung stetig
gewachsen. Es ist möglich mit immer weniger Menschen immer mehr Zeug
herzustellen, zu verarbeiten oder zu transportieren.

Die netten Roboter machen ja die ganze Arbeit für uns:
Wo früher 100 Mann beschäftigt waren um ein kleines Frachtschiff
abzuladen, fährt heute einer den Hafenkran. Wo früher 50 Leute mit
der Sense Korn ernteten fährt heute einer den Mähdrescher. Wo früher
einer jeden Faden durch den Webstuhl zog, arbeiten heute nur noch
Roboter. Und das auch noch schneller und feiner als der eine. Und so
weiter und so fort.

Jetzt kann die Arbeit die früher nicht zu bewältigen war mit
Leichtigkeit von ein paar bewältigt werden. Was macht der Mensch: Er
erfindet neue Arbeit. 
- Zuerst Arbeit, die schon immer nötig oder erwünscht war, die die
Lebensqualität der Menschen verbessert, die aber früher aus Mangel an
Möglichkeiten, Ressourcen und Wissen niemand erledigt hat.
- Dann Arbeit die früher überhaupt niemand gemacht hat. Die im Grunde
überflüssig ist, die aber trotzdem irgendwas, hübsches herstellt, das
irgendwer vielleicht haben möchte.
- Und Arbeit, die mehr oder weniger gar nichts herstellt, sondern nur
die Arbeit anderer verwaltet und organisiert, so dass die anderen
noch produktiver werden.
- Und zuletzt Arbeit, die eigentlich gar nichts zur Produktion von
Dingen oder zum Lebensstandard der Menschen beiträgt, sondern nur
irgendwo irgendwelche virtuellen Werte bewegt oder eifach nur um
ihrer selbst Willen existiert.

Und trotzdem gibt es Unmengen von Leuten, die nicht in der Lage sind
ihren Lebensunterhalt mit Arbeit zu bestreiten. Weil einfach nicht
genug Arbeit da ist, und auch die vollkommen sinnlose
Selbstzweckarbeit keine weiteren Optionen für eine Lohn-Beschäftigung
dieser Leute bietet.

De facto - das müssen wir ganz klar akzeptieren - ist es heute schon
so, dass die wenigen, die in produktiven Feldern arbeiten alle
anderen versorgen. Die wenigen Leute, die dafür sorgen, dass unsere
lebensnotwenigen Konsumgüter entstehen und in unseren Supermärkten
ankommen halten im Grunde genommen den gesamten Rest der Gesellschaft
aus. Davon leben wir alle. Eine handvoll Leute arbeiten noch in
(über)lebensnotwendigen Berufen in Gesundheitsversorgung und
Infrastruktur. Alles weitere ist mehr oder weniger Luxus.

Wir können davon ausgehen, dass die Produktivität immer immer weiter
steigt. Es wird immer weniger Leute geben, die irgendwas wirklich
notwendiges tun. Es werden immer mehr Produkte entstehen, die niemand
vermissen würde, wenn es sie nicht gäbe. Es werden immer mehr
Arbeitsstellen entstehen, die nur aus Selbstzweck exisitieren und im
Grunde überhaupt nichts machen. Teilweise gibt es Vampir-Arbeit,
deren einzige Tätigkeit es ist, den erwirtschafteten Gewinn anderer
zu senken und in die eigenen Bücher zu schreiben.

Und es gibt noch andere seltsame Blüten...

Im Grunde ist es so, dass wir für das, was wir tun, nicht so viele
Leute brauchen, wie da sind. Nur: Was machen wir mit den Leuten, die
nicht mehr gebraucht werden? Früher war immer noch irgendwo eine
Arbeit notwenig. Heute ist das nicht mehr so. Heute müssen wir was
erfinden, um die Leute zu beschäftigen.

Gleichzeitig ist es aber so, dass jene, die "Selbstzweckarbeit"
erledigen zum Teil besser gestellt sind als jene, die produktive
Arbeit machen oder lebensnotwendige Infrastrukturarbeit verrichten.
Noch schlechter stehen diejenigen da, die aus dem System heraus
fallen und gar keine Arbeit machen dürfen oder können.

An anderer Stelle aber fehlt mangels Finanzierungsmöglichkeiten
Arbeitskraft. Gemeinnützige Arbeit wird oft unterbezahlt oder auf
ehrenamtlicher Basis erledigt. Da werden teilweise auch absolut
allgemein notwendige Infrastruktur Arbeiten (freiwillige Feuerwehr
u.ä.) privat finanziert und erledigt. Arbeitnehmer sind oft
überlastet und machen Überstunden. 

Dafür werden wir auf Dauer eine Lösung brauchen. Es ist kaum
abzusehen, dass man die gesamte Bevölkerung mit notwendiger Arbeit
beschäftigt. Es wird ja wohl hoffentlich keienr auf die Idee kommen,
die Bevölkerung zu reduzieren, umsie an den Markt anzupassen.

Wir brauchen ein System, dass es allen Menschen ermöglicht zu leben
und an der Gesellschaft teilzuhaben. Wir müssen die vorhandene
notwendige Arbeit gerecht auf alle verteilen. Es geht nicht an, dass
einer vor Überlastung Magengeschwüre bekommt, während ein anderer
arbeiten will und frustriert zu Hause hockt weil er keine
Lohn-Arbeitsstelle findet. 

Die Ressoucen sind vorhanden. Deer einzige Haken ist der
Verteilungsschlüssel. 

Das BGE ist IMHO nicht die tollste Idee die irgendjemand jemals
hatte.

Ich fände es gar nicht schlecht, zum Beispiel gemeinnützige
ehrenamtliche Arbeit mit einer gewissen staatlichen
Aufwandsentschädigung zu honorieren. 

Was spräche dagegen, wenn Leute die sich in Vereinen, der
freiwilligen Feuerwehr, bei den Tafeln und anderen sozialen
Einrichtungen oder sonstwo engagieren und somit etwas sinnvolles für
sich selbst und für die Gesellschaft tun ihre Aufwände (Fahrtkosten,
Arbeitsmaterial e.t.c.) von der Gesellschaft gestellt bekämen und
noch einen Bonus dafür, dass sie mit ihrer Zeit was sinnvolles tun.
Und zwar egal ob sie das zusätzlich zu einer Arbeitsstelle tun oder
ob sie Arbeitslos sind. 
Ein Arbeitsloser, der für die Kinder in seiner Nachbarschaft den
Fußballtrainer macht SOLL besser dastehen als einer, der den ganzen
Tag vor der Glotze hängt. Und warum soll einer, der sich bei der
freiwilligen Feuerwehr engagiert und im Zweifelsfall kommt und Euer
Haus löscht nichts davon haben?

Ich finde, dass es dringend notwendig ist, Arbeitsüberlastung und
Arbeitslosigkeit auszubalancieren. Es geht nicht an, dass die einen
sich kaputtschuften, währen andere, die gerne was tun wollen nicht
können und dritte davon profitieren.

Ich habe keine Ahnung wie man's anstellt... Ich weiss nur wie es am
Ende sein sollte.

Grüße
Schafi

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