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  • Ice Tea

217 Beiträge seit 10.07.2020

Die Forschung nach Gründen

Das Bedürfnis nach "Erkennungs-Mustern" ist nicht neu. Die "Taten", welche auch immer, werden heutzutage einer Präventionsforschung unterzogen um mit dem Vergleich von "Daten" eine praktische Handhabe gegen Rechtsverstöße zu finden, idealerweise bevor diese überhaupt stattfinden. So hat die Möglichkeit des "Gedankenverbrechens" nicht nur unter Science Fiction-Lesern seine faszinierten Fans, sondern lange schon in der Kriminalistik, neuerdings auch der "künstlich intelligenten".
Für die Wirklichkeit der ausgeführten Verbrechen wünscht man sich so ein Instrument natürlich auch. Mustergültige Begründungsketten würden die "schnelle" Aufklärung und Bestrafung in vielen Fällen wohl deutlich beschleunigen.

Ob die "Prävention", die aktuell wieder verstärkt gefordert wird, zum Schutz von Frauen beiträgt, vermag ich nicht zu beurteilen. Angesichts statistisch steigender Gewalt gegen Frauen, allgemein häuslicher Gewalt und voller Frauenhäuser scheinen die Erkennung von Gründen, ihre statistische Erfassung und zu früheren Anzeigen motivierende Präventionsmaßnahmen sowie härtere Strafen, keinen großen Einfluss auf die Gründe zu haben, an denen sich dadurch nichts ändert, besonders wenn sich Männer wie Frauen berechtigt sehen ihre Interessen mal handfest durchzusetzen, so dass vernünftige Gründe eher zweitrangig werden.

Soviel zur amtlichen und öffentlichen Behandlung des Problems. Der Artikel gibt ja selbst schon einige Auskünfte darüber, wie aufgeschmissen speziell die Frauen in den eingerichteten Abhängigkeiten sind, und das nur bezogen auf bedrohliche Gewaltsituationen.

Wenn man aus puren Fakten, wie sie hier im Artikel genannt werden - "Somali"-"Moslem"-"Flüchtling"-"Obdachlos" , gleich unmittelbar und ohne die persönlichen Gründe des Täters für sein Tun überhaupt zu kennen, Begründungen aus den äußeren Indizien deuten und dingfest machen will, liegt der Weg in die abenteuerliche Welt der Behauptungen sehr nah.
Das Bedürfnis "objektive Gründe" oder "objektivierbare" an einer subjektiv begründeten Tat finden zu wollen führt nicht nur leicht zu krummen Schlüssen, sondern, wie manche Kommentare zeigen, auch zu absichtlichen Fehlschlüssen, weil's um vorab entschiedene Beschuldigungen und Verurteilungen geht, die gar keine Gründe des Täters mehr brauchen.

Dass Linke dagegen angehen halte ich nicht für falsch, dass ihnen dabei allerdings oft nichts besseres einfällt als mit mildernden Umständen zu argumentieren, in "entschuldigender" Absicht, macht die Sache bei solchen Gewalttaten nicht besser.
Eine Relativierung solcher Taten, da stimme ich Frau Wangerin zu, damit die Rechten mit ihren nationalistischen Schlüssen und Instrumentalisierungen daraus keinen ideologischen Profit schlagen können, ist verkehrt.
Erstens machen sie es trotzdem, weil ihnen "versuchte Entschuldigungen" erst recht ein Dorn im Auge sind.
Zweitens gerät die linke, entschuldigende Relativierung auch noch in das falsche Fahrwasser den rechten Schlüssen und Behauptungen von grausamer Tat auf die zweckdienliche Begründung "Somali - Flüchtling - Ausländer = Verbrechen an Deutschland", die eine Bestätigung doch zu liefern: Dass nämlich diese Tat, bei der die Gründe des Täters nicht! bekannt sind, und damit auch andere "solcher Taten", überhaupt einen Grund im Ausländer-Sein hätten (oder im Flüchtlings-Dasein, Obdachlosigkeit, etc.)
Wenn man diesen Schwindel mitmacht, dass im Ausländer (Flüchtling, Moslem,...) bereits der Grund für seine Tat liegt, kommt man darauf, den rechten Pauschal-Urteilen abmildernde oder entschuldigende Erklärungen entgegenzusetzen. "Die Ausländer sind ja nicht alle so". Stimmt. Die Deutschen ja auch nicht. Aber was wollen solche Weisheiten damit nun sagen? Dass man trotz der verbrecherischen "Ausländer" pauschal "für Ausländer" sein kann, wenn die harmlos oder nützlich für Deutschland sind? Dann geht der Streit aber eben darum, was besser für die Nation ist und sonst nichts.

Ihre Gleichsetzung von Mordtat und Herkunft hat für die Rechten dann aber doch ein mehr logisches Problem, das sie lieber ignorieren. Wenn Morde durch Nationalität begründet sein sollen, steht die private Gewalt von deutschen Tätern ja nicht besser da und könnte genauso schlicht zu der Verurteilung führen, es läge an "den Deutschen", womit die Unterscheidung zwischen bösen Ausländern und guten Deutschen erledigt wäre, denn dann sind ja alle schädlich für Deutschland.

Weil das nicht sein darf, wird die Autorin in den manchen Kommentaren angegangen, warum sie überhaupt bei diesem besonderen Anlass allgemein über "Gewalt gegen Frauen" schreibt und nicht wunschgemäß nur gegen ausländische Täter. Dass da überhaupt ein "deutscher Fall als Vergleich" im Artikel genannt wird, wird beanstandet und liest sich wie ein Antrag, die Gewalt von deutschen Männern gegen Frauen doch bitte in einem Artikel über "Gewalt gegen Frauen" rauszulassen.
- Wo sich sonst gegen "Totschweigen" und "Zensur" aufgeplustert wird, sind Forderungen nach "blacklisting" bei diesem Thema auf einmal völlig selbstverständlich. Stört ja auch das schöne Bild von der deutschen Gemeinschaft, wenn sich die ökonomischen Zwangslagen des Arbeitslebens bis in die "arbeitsfreien" Verhältnisse auswirken und die in Beziehung und Familie beanspruchten "Rechte auf das private Glück" in Streit, Prügelei und Schlimmerem enden.

Im Artikel finden diese Verhältnisse wenig Beachtung und der Grund wird eher beim "Mann" gesucht, bzw. den nebeligen "patriarchalischen Strukturen", aus denen sich die Gewalt gegen Frauen allerdings auch nicht schlüssig erklären lässt. So erschreckend die Gewalt mancher Männer gegenüber Frauen ist, sei es aus der weit verbreiteten, als normal angesehen "Eifersucht", verletzter "Anerkennung" oder dem im Kapitalismus ganz üblichen Bewusstsein als "Hauptverdiener" ein Recht auf Kosten und Nutzen-Berechnungen einer "Partnerschaft" zu haben, die Anklage "Mann" halte ich da auch nicht für besonders sinnvoll.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.06.2021 16:44).

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