Nun ja, was will man von einem Menschen erwarten, der bei der Financial Times arbeitet. Es scheint sich bei ihm um die menschgewordene moralische Fassade zu handeln, die sich das System sozusagen postmodern vorhängt. Dahinter wirkt weiterhin derselbe kapitalistische Geist, der schon das Italien des 14. und 15. Jahrhunderts zu einem Land des Betrügens und Meucheln machte. Den er ist der grosse Gleichmacher, bringt es Profit, ist die einzig relevante Frage.
Die Lüge kleidet sich fesch:
Denn diese Korruption, der wir Vorschub leisten, schwappt zurück in unsere eigenen politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Systeme und vergiftet sie.
Das Gift komme von aussen, aber nein, es ist innen und wird tüchtig in alle Richtung verspritzt. Burgis gibt nolensvolens die Chiffren preis - Litwinenko, Skripal, Nawalny, tschetschenische Dissidenten - Russland-Bashing, das Erwähnen der Namen reicht, die Relotius-Medien haben ganze Arbeit geleistet, Zweifel an den offiziellen Narrativen sind Verschwörungstheorien. Bei Khashoggi allerdings liegt der Fall anders, da besteht kein Zweifel an der Täterschaft, aber das schadet den Saudis nicht.
Welches Mass an Verlogenheit Burgis uns zumutet, illustriert die folgende Passage:
Ein glatzköpfiger Mann mittleren Alters stellte eine Frage, in deren Verlauf er beiläufig erwähnte, dass er während seiner Arbeit in der Londoner Niederlassung einer Schweizer Bank eine Menge zwielichtiger Dinge gesehen habe. Ich bin fast von meinem Stuhl gefallen.
Soso, fast vom Stuhl gefallen. Zuvor war der grosse Durchschauer überzeugt, eine Schweizer Bank könne kein Wässerchen trüben. Aber dann die Enttäuschung seines Lebens...
Ist dieser Trick erst einmal vollbracht, kann das ehemals schmutzige Geld alles kaufen, was auch sauberes Geld kaufen kann: Villen, Jachten, Lobbyisten, Nachrichtenorganisationen und so weiter.
Hier sagt er es gleich selber. 'Sauberes' Geld (was immer genau das ist) kann das alles auch kaufen. Man kann mit sauberem Geld die öffentliche Meinung so biegen, wie man sie haben will. Stichwort Murdoch. Und das ist die Wurzel des Übels, bzw. weist auf diese hin.
Nicht die bösen Russen oder Chinesen, nein das von Burgis in Schutz genommene System selbst hat das Potential, wie ein Termitenheer den demokratischen Überbau komplett auszuhöhlen. Burgis gleicht einem Drogenboss, der gleichzeitig Bücher über Wert und Bedrohung der Nüchternheit schreibt.