n.dorphin schrieb am 14.05.2021 02:19:
OK, wenn dem so wäre, was lief denn in den
60ern bis Ende der 70er anders? Da gab es in DWest auch Kapitalismus und trotzdem ging es den meisten richtig gut. Da konnte der Arbeiter allein für seine Familie sorgen und nebenbei noch ein Haus bauen.
Sonderbedingungen. Im Krieg diente die Wirtschaft dem Krieg, ob jetzt deutsche und sowjetische Kommadowirtschaft oder amerikanischer Kriegskeynesianismus tut nix zur Sache.
Abgesehen vom Ersatzbedarf weil so viel kaputt gegangen gabs etliche Efindungen die ohne Krieg die Leut früher beglückt hätten. Autos, Waschmaschinen, Kühlschrank, Telefon, Tonband, Fernseher und etliches mehr.
Döland(West) hatte rasch Zugang zu internationalem Kredit, wurde auch benötigt als Entlastung im Koreakrieg. Döland(Ost) hatte das nicht und zusätzlich Reparationen an die SU.
Bis ca Mitte der 60er Wirtschaftswunder. Zweistellige Tarifabschlüsse. Irgendwann waren die Marktmägen satt und nur noch Ersatzbedarf, auch stießen Firmen an die Schranken ihrer Konkurrenz.
Erste Nachkriegsrezession 1967, Ölpreiskrise 1973.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nachkriegszeit_in_Deutschland
https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswunder
Gewinne konnten nicht mehr vollständig profitabel in die Realwirtschaft reinvestiert werden, allmählicher Aufbau des Finansektors, begleitet von immer größeren
https://de.wikipedia.org/wiki/Finanzkrise#Globale_Krisen_nach_Bretton_Woods
Da sind wir jetzt. Wer wie Wagenknecht oder Nachdenkseiten davon träumt man könne ein neues Wirtschaftswunder herbeiregieren hat Kapitalismus nicht verstanden.
Insbesondere da mit Globalisierung (Internet+Containerschiffe) 1 Milliarde Menschen neu in den Weltarbeitsmarkt eingetreten sind was zu Weltarbeitseinheitslohn führt und Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer.
Man muß es als Flucht des Kapitals vor Profitmangel verstehen; auch, daß höhere Löhne das Kapital um den Erdball jagen.
https://www.youtube.com/watch?v=KGuaoARJYU0#1:39:30_Blyth_Trumpism
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Das Eigentum ist die Macht andere vom Gebrauch der Sache auszuschließen, auch und grade besonders wenn Nichteigentümer die Sache benötigen.
Daher die Macht den Preis zu setzen für zeitweiliges Überlassen der Sache.
Eigentum ist daher ein "unter dinglicher Hülle verstecktes" gesellschaftliches Verhältnis.
Dadurch kommt Kapitalismus in Gang und die Verankerung des Wille & Zwangs zum Mehr ist auch Quelle der Staatsmacht.
Der Realkapitalist investiert K Geld, kauft Arbeitskraft und Produktionsmittel, läßt produzieren und hat hinterher einen Warenberg im Wert von K+M, M=Mehrwert.
Um den Wert wieder in Geldform zu bringen müssen die Waren vollständig verkauft werden. Woher kommt das zusätzliche Geld M?
Aus der Zukunft als Kredit, irgendjemand (egal wer) muß sich verschulden.
Kapitalismus läuft nur so lange rund wie Schulden wachsen (können).
Um Kapitalismus zu verstehen ist Marx' Kapital ein unverzichtbares Werkzeug.
Leider muß mans mehrmals lesen, deep reading, hermeneutischer Zirkel.
Und Marx Weltbeschreibung ist die einer verkehrten Welt. Alles was Du zu wissen glaubst wird gegen den Strich gebürstet. Das machts schwer, aber es lohnt sich.