Die Rede von den Generationen ist irreführend, wenn der Zeithorizont sich auf die nächsten paar Jahrzehnte beschränkt. Die ab ca. '30 drohenden Einschränkungen werden zum allergrössten Teil die auch heute schon Lebenden treffen. Die Katastrophe Klimaerhitzung hat jetzt schon massive Auswirkungen, nicht erst in fernerer Zukunft. Sie ist schleichend und kommt meist verkleidet. Wetterextreme sind nur die sichtbare Spitze.
Der Begriff der Generationengerechtigkeit ist ein taktischer. Mit seiner Hilfe kann moralischer Druck aufgebaut werden, der unmittelbar politisches Handeln beeinflussen soll. Wegen zeitlicher Nähe der nächsten Wahl hat das im Fall des aktuellen Karlsruher Spruchs sozusagen blitzartig funktioniert.
Das weckt nun offenbar den Appetit der dadurch etwas frustrierten Weitermacher-Fraktion, die die zunehmende Dysfunktionalität ihres neoliberalen Credos nicht etwa durch Änderungen an ihm, sondern durch stetigen weiteren Sozialstaatsabbau kompensieren will. Nicht einmal wenn die Vorhersage laufend weiter steigender Lebenserwartung zuträfe - es gibt Grund daran zu zweifeln, in Angelsachsien scheint diese Phase bereits abgeschlossen - würden die Menschen nennenswert länger arbeiten. Bekanntlich ist die Privatwirtschaft nur in ihren oberen Etagen zur Beschäftigung Älterer bereit, die technologische Entwicklung und die Überproduktionskrise kosten Arbeitsplätze. Erhöht man das Rentenalter, senkt man in der Praxis die Bezüge. Für jedes Jahr Frührente gibts Abzug. Angesichts ihres bereits heute median bedenklich tiefen Niveaus ein Rezept für weitere gesellschaftliche Probleme, Belastungen der öffentlichen Hand an anderer Stelle.
Mit Gerechtigkeit hats nichts zu tun. Es ist einfach der Versuch, die Durchsetzung der eignen Ideologie ethisch zu verzuckern.