Ansicht umschalten
Avatar von dackellähmung
  • dackellähmung

16 Beiträge seit 12.09.2023

Liegt es wirklich an der Bildung?

Ich bin ziemlich ungebildet, wenigstens im klassischen Sinne, und habe die von dir geschilderte Lektüre nie gelesen. Dennoch bemerke auch ich solche grundlegenden Gesellschaftsprobleme und gewisse totalitäre Tendenzen. Die kann ich zwar nicht immer artikulieren, aber ich nehme sie durchaus wahr. Wie viele andere Deutsche.

Ich bin persönlich der Meinung, dass wir prinzipiell alle genug Bildung haben um es theoretisch besser wissen zu können. Daran liegt es nicht. Eher an der Willenskraft und dem Mangel an intellektueller Standhaftigkeit. Oder eben der persönlichen Integrität. Ich würde dabei sogar so weit gehen, dass da viele ganz ganz genau wissen was abgeht, aber eben aus Bequemlichkeit mitmachen und vielleicht sogar selber an die Richtigkeit der Sache glauben. Also nicht weil sie einfach zu dumm bzw. zu ungebildet wären. Vielleicht ist es sogar Böswilligkeit, oder wenigstens Opportunismus.

Einer der Texte die ich tatsächlich mal gelesen habe war Kants Beantwortung der Frage was seiner Meinung nach Aufklärung wäre. Ich bin kein großer Fan von dem Mann, aber die Grundaussage ist bei mir hängen geblieben. Aufklärung ist der Ausweg aus der selbstverschuldten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen sich des eigenen Verstandes ohne Anleitung anderer zu bedienen. So oder so ähnlich. Ärzte die für einen denken, Lehrer, Politiker und so weiter. Alles einfacher als selbst zu denken, wobei die Bildung finde ich nur der Folgeschritt des Aufklärungsgedanken sein sollte. Bildung ohne Aufklärung bedeutet finde ich gar nichts. Also ohne den Willen selber zu denken und eigene Schlüsse zu ziehen. Das haben wir aber nicht. Wir leben einen Credentialismus, mit einem Fetisch für Qualifikationen und Zertifikate. Wenn du ein Zertifikat hast muss ich nicht selber denken, nur auf dich hören. Das ist die Bequemlichkeit von der ich oben gesprochen habe.

Selbst wenn all die Texte Programm wären, ich glaube die Menschen würden die Dringlichkeit der Sache nicht begreifen, jedenfalls nicht im Sinne einer Selbstkritik unter Anbetracht des negativen Potenzials des vermeintlichen Individuums. Oder eben, dass wir im Grunde nicht besser sind als die Menschen im dritten Reich, oder was weiß ich wo. Wie viele Jahre wurde der zweite Weltkrieg jedem von uns als Mahngeschichte gepredigt und dennoch ist kaum jemand in der Lage sich selber als möglichen Teil des Problems zu begreifen. Gerade wenn jemand meint er wäre einer der Guten, was prinzipiell alle schon immer gedacht haben. Das dritte Reich könnte in dem Sinne auch Atlantis sein, finde ich. Ein mystischer Ort ohne Zwischenschattierungen, wo Halbgötter und Dämonen miteinander kämpfen. Nicht einfach nur kleine Leute, oder einfache Menschen in einer ungewöhnlichen Dynamik.

Ich schweife ab. Wie gesagt, ich kann es nicht richtig artikulieren.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (15.09.2023 18:16).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten