Makejev soll vielleicht wirklich nicht schweigen. Würde er schweigen, wüssten wir nicht wie die Gedankenwelt von ihm, und die des ihn entsendenden Staates, ist. Wir, als einfache Bürger, könnten nicht die öffentliche Reaktion auf seine Äußerung verfolgen. Also, würde er schweigen, würde es uns die Möglichkeit nehmen uns zur Ukraine, aber auch zu "unserem" Staat, zu positionieren. In einem langen Leben musste ich lernen. Ich musste lernen Wagner-Musik als von mir gern gehörte Musik von seiner politischen Aneignung zu trennen. Ich musste lernen, dass Kunst religiöse Gefühle verletzen kann und dabei einen Gedankenprozess anstößt, der auf der einen Seite eine Bereicherung sein kann, aber der auf der anderen Seite erkennen lässt, das mit dem Mittel der Kunst einfach was Schlechtes bewirkt wird. Die Botschafter der Ukraine sind ja schon was besonderes. Die Reaktion, die die deutsche Gesellschaft auf sie gezeigt hat, ist aber etwas, was mich mehr überraschte. Schaue ich mir die Ursachen des I. Weltkrieges an und wie er zu seinem Beginn dem Bürger verkauft wurde - und welche Auffassungen zu ihm im Laufe der Zeit vertreten wurden, dann erleichtert dies mir eine Positionierung zum Krieg in der Ukraine. Aber damit bin ich recht einsam positioniert. Stellte man damals die Phrasen von Gott, Vaterland und Ehre auf die Plakate, sind es heute Demokratie und westliche Wertegesellschaft und Russland besiegen. Ich hätte nie gedacht, dass der Staat, in dem ich lebe, wieder so militaristisch und agressiv werden kann. Und um solche Dinge zu erkennen: Ja. Makejew und Melnik sollen nicht schweigen. Wir sollten zuhören und verstehen - und uns selbst beobachten.