Danke für Ihre Würdigung der aus Ihrer Sicht mittelalterlichen Ästhetik meiner Argumentation.
Aber mit dieser logisch-analytischen Argumentation (Wortklauberei um das Wort Neutralität) haben Sie doch angefangen!
Haben Sie auch ein Gegenargument?
Ich versuchs nochmal, vielleicht etwas klarer:
Sie werden abends in der Füßgängerzone Zeuge einer Schlägerei.
Sie haben drei Optionen (glaube ich):
- Sie mischen sich ein (Begründung: Gewalt zur Konfliktlösung ist schlecht, ich bin fit genug, ich kann was tun)
- Sie halten sich raus und rufen die Polizei (Begründung: Gewalt zur Konfliktlösung ist schlecht, ich will mich nicht selber gefährden)
- Sie halten sich raus (Begründung: "Ich bin neutral")
Die letzte der drei Optionen ist möglicherweise moralisch falsch, aber vor allem: Die Begründung ist keine Begründung, sie wiederholt einfach das, was sie begründen soll.
("Ich halte mich raus, weil ich mich raushalte")
Auch rechtlich ist ja Fall drei "unterlassene Hilfeleistung". Da können Sie auch vor Gericht nicht argumentieren: "Ich habe nicht geholfen, weil ich neutral bin"
Für mich folgt übrigens aus dieser Überlegung, dass die Haltung von z.B. der Schweiz zum Boykott (falls sie diese mit ihrer Neutralität begründet), anrüchig ist.
Und die Haltung der 4 Länder, die selbst in der UN-Vollversammlung nicht bereit waren, Russlands Einmarsch als Völkerrechtsverstoß zu verurteilen ("Ich enthalte mich"), ist gewiss logisch widersprüchlich. Was soll ein Völkerrecht, wenn nicht alle das gleiche Interesse daran haben, es zu schützen.