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  • ZaZw

121 Beiträge seit 19.07.2015

Re: Verschiedene Bedeutungen von Neutralität

ok, ich verstehe, glaube ich, Ihr Argument durch das Beispiel nun besser - Sie empfinden es als "schmierig" oder unehrlich, wenn sich jemand raushält (in dem Punkt empfinde ich ähnlich):
Zunächst mal zu der Frage, was ich tun würde in der erwähnten Notsituation: In aller Regel wahrscheinlich sofort die Polizei rufen (und offen gestanden eigenen gravierenden Schaden vermeiden). Aber das Beispiel hinkt schon mal insofern, dass es hier auf geopolitischer Ebene keine Polizei gibt.
Interessanterweise wurde z.B. der Internationale Strafgerichtshof weder von den USA noch von Russland und der Ukraine anerkannt - aber das nur nebenbei ...
Andererseits finde ich es auch unsäglich (dumm), dass Russland einen veritablen Krieg begonnen hat und viele, die dort verantwortlich sind, offensichtlich soviel Leid in Kauf nehmen. Ich unterscheide aber zwischen der Ukraine als abstrakte politische Einheit und der dortigen Bevölkerung, die ja vor den ganzen Auseinandersetzungen (also im Grunde schon seit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg mit den ganzen Grenzverschiebungen usw.) ziemlich uneins ist. Die ukrainische Bevölkerung hat wahrlich massiv zu leiden und es wäre meines Erachtens dringend geboten zu verhandeln - und zwar unter allen Umständen! Das Dumme ist nur, dass die USA seit mindestens 20 Jahren unter großem Aufwand die Ukrainer gegeneinander und gegen Russland aufhetzen, um ihre geopolitische Suppe zu kochen (nachzulesen z.B. in "Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft" von Zbigniew Brzeziński, Ersterscheinung 1998 in Englisch). Und als Kollateralnutzen kriegen sie auch noch ihr Frackinggas los, mit anderen Worten die USA haben ganz bestimmt kein Interesse an einer friedlichen Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU - und dabei ist wieder zu unterscheiden zwischen der Bevölkerung und der US-Administration: Die Bevölkerung will wahrscheinlich ehrlicherweise nur den armen überfallenen Ukrainern helfen und hat keine Ahnung von Geopolitik. Und so wie es aktuell aussieht wird die Ukraine als Staat (so wie er vorher war) nie wiederhergestellt werden können ohne noch viel viel größeres Leid, denn der gegenseitige Hass ist schon zu massiv. Deshalb wäre in meinen Augen das beste für die überwiegende Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung, eine kleinere neutrale Ukraine ohne Donbass und Krim (denn die dortige Bevölkerung soll ja auch nicht wieder in einem Rückeroberungskrieg massakriert werden, was passieren wird, wenn man noch mehr Waffen hinschickt).
Das bedeutet alles nicht, dass Russland dann "gewonnen" hat, sondern nur, dass das allseitige Leid weniger wird! Es haben schon alle jetzt verloren: Die Ukrainer an erster Stelle, die russiche Bevölkerung, die restlichen Europäer, die vom Hunger bedrohten Länder in der Dritten Welt ... und einige können sich zurücklehnen.

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