Die Auseinandersetzung zwischen Windkraftbefürwortern und Gegnern verläuft leider selten sachlich. Das liegt nicht nur an der Nicht-in-meinem-Hinterhof-Mentalität vieler Menschen - die ich durchaus verständlich finde, die aber eben auch fast alles, was nicht schön gleichmäßig über die Fläche verteilt umgesetzt wird (sodass quasi jeder in gleicher Weise betroffen wäre), verhindert.
Ich war vor anderthalb Jahren im Reinhardswald. Ich hatte zuvor Berichte über die uralten Eichen gelesen, die man da bewundern könne. Und ich muss sagen, das ich ziemlich enttäuscht war: ein kümmerliches Fleckchen von gefühlt weniger als 1 qkm war mit holzbeplankten Wegen ausgestattet und führte unter und neben vielen ziemlich alten Eichen entlang. Den Rest empfand ich als Wirtschaftswald, nicht besonders schützenswert zwischen den Harvester-Eingriffen zur Holzernte. Aber ich habe dabei nicht jeden Winkel des Waldes erforscht; wenn man so aus dem Werra-Tal hochguckte, sah das alles ziemlich intakt aus. Nur eben der Blick von den Höhen aus war nicht so naturidyllisch.
Es ist auch nicht so, dass ich mich oben durch eine wegeloses Dickicht hätte kämpfen müssen. Man konnte dort relativ gut mit dem Fahrrad fahren; das waren normale Forstwege, auf denen gelegentlich auch mal Kraftfahrzeuge unterwegs waren. Dass also für die Errichtung von Windrädern quasi Autobahnen in den Wald geschlagen werden müssten, kann ich mir nicht so recht vorstellen. (Und ich habe in der Altmark auch schon Windparks in Wäldern gesehen; die Zuwegungen sind wirklich kein dauerhafter großer Eingriff in den Wald.) Aber mir ist klar, dass die ja doch ziemlich monströsen Flügel in der Länge, mit der sie aktuell verbaut werden, natürlich gewisse Kurvenradien verlangen. Jedoch habe ich auch schon Fahrzeuge gesehen (auf Bildern), die speziell für den Transport solcher Flügel konzipiert wurden und die Flügel in Kurven aufrichten können. So ein Flügel ist ja nicht so wahnsinnig schwer (ich erinnere mich an einen Wert von 6 t). Da halte ich Betonteile für den Turm für deutlich schwerer, allerdings auch kompakter - sofern denn kein Ortbeton oder gar Stahl verwendet wird.
Das Argument, dass ein Windrad im Wald schon mal einen schlechteren Ertrag hätte, halte ich für nicht stichhaltig. Das mag im direkten Vergleich zwischen bewaldeten und nicht bewaldeten Flächen gleicher Topologie gelten, aber auch dort ist es so, dass eine Nabenhöhe von bis zu 170 Metern bei einer Flügellänge von vielleicht 80 Metern - und das wäre schon eine der größeren Anlagen - einen Flügelspitzenabstand vom Boden von 90 Metern bedeuten würde, und wir reden im Reinhardswald von Fichten, nicht von kalifornischen Küsten-Sequoias. Werden die Fichten höher als 30 m?
Die Fundamente sind gewiss ziemliche Klumpen. Und auf ihrer Fläche wächst natürlich auch kein Baum, obwohl der Turm nur einen kleinen Teil dieser Fläche besetzt, einfach, weil die Wurzeln größerer Gewächse bereits in geringer Tiefe auf dieses Fundament stoßen würden und dann wenig Halt fänden. Aber sie sind in ihrer Wirkung auf Bewuchs ungefähr vergleichbar mit felsigem Untergrund. Ich sehe da kein echtes Drama.
Der Vorschlag, Windräder auf dem Mittelstreifen von Autobahnen zu erreichten, ist Unfug. Im Winter gibt es gelegentlich Eisschlag von Windrädern. Erstens würde das niemand versichern, und zweitens würden die Benutzer der Autobahnen dieses Risiko nicht akzeptieren. Da wär's schon eher denkbar, dort Hochspannungstrassen zu bauen, weil sich bei denen nichts bewegt, aber vielleicht auch diese eher unterirdisch; da wäre durch die Abwärme womöglich gleich die Wahrscheinlichkeit einer winterlichen Vereisung der Autobahn reduziert.