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  • RasP--i-

120 Beiträge seit 19.03.2022

Die Ökonomie - auch der Dachform - wird stark von den Bauvorschriften vorgegeben

In manchen Fragen (etwa was die Dämlichkeit wirr verteilter Fenster angeht… oder die Kosten breiter durchgängiger Glasfronten) bin ich ja voll mit dir. Allerdings:

viele der "Stilblüten" die man von der Modernen Architektur bestaunen kann sind richtig teuer

Richtig teure bauten gab's schon immer (wie du ja auch im letzten Abschnitt selbst schreibst) Das ist heutzutage nicht anders, und gerade bei den teuren heutigen "Stilblüten" liegt's halt vornehmlich daran, dass diese sich eben gerade nicht am schlichten Minimalismus halten, sondern sich unbedingt mit eitlen und teuren Sonderwünschen, Extrawürsten und -Anfertigungen zwanghaft aus der schlichten Masse hervorheben wollen. Also nichts, was man der per se eher billigen "Schuhkarton"-Architektur (egal, was man sonst so von ihr halten mag) ankreiden könnte.

Was heutzutage die Baukosten halt ggü früheren Zeiten enorm verteuert hat (und dem kann sich halt auch ein "Schuhkarton" nicht entziehen… aber auch da kann man's nicht ihm ankreiden), ist halt die auswuchernde Explosion der Bauvorschriften.

Flachdächer sind aufwendiger als Giebeldächer, und haben nicht mal einen Dachboden den man nutzen kann

Dieses Framing(*) ignoriert irgendwie schrägerweise(*) die regulativen Rahmenbedingungen, aus denen sich die Ökonomie der jeweiligen Bau- und Dachformen ergibt. Die Entscheidung für den Bauherren stellt sich doch nicht in der Form "stell ich auf den Kasten aus Mauern und Geschossdecken noch ein Giebeldach drauf, um noch billig einen Dachboden zusätzlich zu haben, oder lass ich das weg und mach ein Flachdach?" sondern in der Form "will ich die erlaubte Bauhöhe voll als vollwertige Geschossfläche nutzen können, oder einen relevanten Teil davon durch eine Giebeldach-Schräge verlieren bzw nur als Dachboden zur Verfügung haben?"

Dass es heutzutage mehr Flachdächer als früher gibt, liegt halt an der Evolution der Bauvorschriften: Die sind zwar in vielen Punkten explodiert (was die Baukosten extrem verteuert), aber bei der Dachschräge gelockert worden: Die maximalen Bauhöhen waren für die jeweiligen Wohn-/Gewerbe- und sonstigen Baugebiete schon seit langem vorgegeben, aber früher wurde halt noch die Dachschräge (jedenfalls die Mindestschräge und in den meisten Wohnbaugebieten) von der jeweiligen Bauordnung vorgegeben. Dadurch war eben das Giebeldach mit der minimal zulässigen Schräge die ökonomisch günstigste Bauform…

…Später (also zu Zeiten, wo zum einen schon deutlich weniger Schnee fiel und zum anderen auch die Probleme früher Flachdächer behoben waren) wurden dann vermehrt die Vorgaben zur Mindestschräge der Dächer aufgegeben… aber die zur maximalen Bauhöhe beibehalten. Entsprechend ist es für den Bauherren ökonomisch interessanter geworden, ein Flachdach zu bauen und damit (zumal angesichts der extrem gestiegenen Fixkosten des Hausbaus) die Bauhöhe voll als vollwertige Wohn-/Nutzfläche nutzen zu können, statt einen relevanten Teil davon durch eine Giebeldach-Schräge zu verlieren.

(*) "pun intended", wie die Angelsachsen sagen würden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.07.2022 04:33).

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