... daher dürfen die Panikfreunde sich erst einmal wieder hinsetzen.
Dieses Statement ist eigentlich die Essenz des ganzen Artikels.
"Angenommen, dieser galoppierende Prozess würde auf der Erde in Gang gesetzt, würde eine Verdunstung von nur 10 Metern der Ozeanoberfläche zu einem Anstieg des atmosphärischen Drucks in Bodennähe um 1 bar führen.
In nur wenigen hundert Jahren würden wir eine Bodentemperatur von über 500°C erreichen. Später würden wir sogar einen Oberflächendruck von 273 bar und eine Temperatur von über 1 500 °C erreichen, wenn alle Ozeane vollständig verdampft wären."
Guillaume Chaverot
Das Schlüsselwort lautet "angenommen". Denn wir als Menschheit können nicht die Erdatmosphäre so stark ruinieren, dass dieser Effekt eintritt. Ist nicht. Kann man auch gern nachschauen, warum das so ist: in der Vergangenheit enthielt die Erdatmosphäre einen höheren CO2-Anteil, der ja über Jahrmillionen eingeschlossen worden ist in das, was heute die fossilen Energieträger darstellt. Also war das schonmal im aktiven Kreislauf von Leben und Umwelt - und damit eben in der Atmosphäre auch enthalten. Klar, das Erdklima war damals auch wärmer zur Zeit der Dinosaurier, aber gewiss nicht auf dem Niveau der Venus, sonst wären die Riesenechsen gar nicht möglich gewesen.
Der Schlüssel zur Erderwärmung ist in der Sonne zu suchen. Im Grunde ist der Energietransfer von der Sonne zur Erde auf den Quadratmeter in dem für uns relevanten Zeitfenster konstant. Wir können hier nichts zur Steigerung beitragen, aber wir können gewiss mit unserer Technologie zur Absenkung beitragen: Stichwort sei "nuklearer Winter". Es ist für uns technisch sehr viel einfacher, die nächste Eiszeit hart einzuläuten, als das Klima "sanft" zu beeinflussen und den natürlichen Erwärmungsprozess zwischen Eis- und Warmzeit zu stoppen.
Damit ist der obige Kernsatz effektiv entkräftet: ein davongaloppierender Treibhauseffekt ist nicht während unserer kurzen Existenz als Spezies möglich und auch nicht zu erwarten. Die Bewohnbarkeit der Erde ist ohnehin ein Thema wissenschaftlicher Debatten: aktuell wird ein Zeitraum von weiteren 250M Jahren angenommen, in der die Erde noch bewohnbar bleibt. Danach sorgt u.a. harte Sonneneinstrahlung dafür, dass zunächst höhere Lebewesen stärkeren Belastungen ausgesetzt sind und aussterben. Einfache Lebewesen dürften aber noch wesentlich länger die Erde bewohnen.
Aber erst lange nachdem die letzten höheren Lebewesen ausgestorben sind - nämlich weitere 500 - 750 Millionen Jahre, ist der Planet wirklich "zu heiß" um die Ozeane nicht verdampfen zu lassen. Dann wird's relativ schnell gehen mit dem galoppierenden Treibhauseffekt.
Uns sollte das aber nur aus rein akademischer Sicht interessieren: wenn die Menschheit es schafft, sich nicht vorher selbst zu vernichten, ist unsere Präsenzzeit trotzdem begrenzt. Auch hierzu gibt es Antworten aus der Wissenschaft: basierend auf der durchschnittlichen Präsenzzeit anderer Säugetiere bzw. vergleichbarer Lebewesen, wird es die Menschheit rund 2 Millionen Jahre geben. Davon haben wir, je nach Definition (da fließender Übergang) zwischen 200k bis 1M Jahre schon gesehen, befinden uns also wahlweise noch am Anfang oder bereits in der Hälfte dieser Zeit. Der Unsicherheitsfaktor ist enorm. Trotzdem ist die Gewissheit gegeben, dass weder uns das Ende der Erde als bewohnbarer Planet in 250M Jahren betreffen wird, noch die Transformation der Erde zur neuen Venus in 1G Jahre.
Das Schicksal der Erde könnte übrigens aber auch das des Mars sein: statt dicker Luft stünde dann der Verlust der Atmsophäre an. Auch das wäre ein Prozess, der nur langsam stattfände und über 100 - 200M Jahre andauern würde. Auch davon wäre die Menschheit nicht einmal periphär betroffen ...