Die sinkende Geburtenrate ist tatsächlich ein großes Thema in China. Hier wird es keine einfachen Lösungen geben, das ist systemisch tief angelegt.
Um überhaupt heiraten zu können, braucht ein junger Mann erstmal eine Wohnung. Meisten legt die ganze Familie zusammen und verschuldet sich, um ihren Sprössling heiratsfähig zu machen. Das ist natürlich eine Ursache der beständig steigenden Immobilienpreise. In Städten wie Beijing oder Shanghai kommen junge Leute, selbst bei guter Ausbildung nicht mehr aus eigener Kraft an Immobilien. Sie benötigen die Unterstützung der Familie, aber natürlich sind nicht alle Familien reich und der reiche Bruder, Onkel oder die reiche Cousine, sind vor allem reich, weil sie geizig und skrupellos sind. Das heißt bei denen ist noch weniger zu holen als bei den eigenen Eltern.
Hat man die Hürde Wohnung geschafft, benötigt man Unmengen an Kohle für die Ausbildung des Nachwuchses. Staatliche Kindergartenplätze sind so rar wie in Westdeutschland, kommerzielle Anbieter verlangen selbst in der Provinz schnell 300 bis 500 Euro im Monat. Bei Schulen setzt sich das fort. Nebenbei wird der Nachwuchs bis zur Erschöpfung durch Mal-, Sing, Tanz-, Kampfsport-, Töpfer- und Kreativitätskurse getrieben. Und auch das kostet extra. Da Frauen in China die Hausarbeit zu 100% alleine zu machen haben, gleichzeitig aber auch ein bisschen auf eigenes Geld stehen und angewiesen sind, ist die Lust auf die Fesseln von Familie und Kindern deutlich gedämpft. Die Männer können das nachvollziehen, da von ihnen erwartet wird das zu finanzieren. Für junge Paare ist das alles also toxisch insbesondere sind es eigene Kinder mit langfristigen Verpflichtungen.
Es wird spannend wie die Regierung und die Gesellschaft an dieses Problem herangeht. Die Zahlung von Kindergeld könnte eine Lösung sein. Die Unterstützung allein Erziehender wäre ebenfalls nötig. Weiterhin müssen Investitionen ins Schul- und Bildungswesen erfolgen. 50 Schüler je Klasse mögen der feuchte Traum neoliberaler Bildungsreformer in Deutschland sein. China muss aber die Klassenstärken verringern und die Qualität der Lehrer erhöhen.
Reden wir in zehn Jahren darüber wie weit sie gekommen sind. Und schreiben wir sie nicht zu früh ab. :)