Naja.
Also je nachdem, wo man lebt, lohnt es sich, die eigene Mobilität auf Zweckmäßigkeit zu überprüfen. Lebte ich in Köln, wären die Öffis wohl attraktiver als der Drahtesel und der PKW - und sei es nur, weil "Krieg auf Kölns Straßen" herrscht. Die Infrastruktur stammt trotz zweier Weltkriege und diverser Stadtbrände immernoch aus der Römerzeit und orientiert sich an der Breite von Doppelgespannen ... aber nicht an den Erfordernissen modernen Verkehrs.
Ich bin in Dresden aufgewachsen, 27 Jahre lang. Bis 23 hatte ich keinen Führerschein und der erste PKW kam mir erst ins Haus, als ich auf's Land in Süddeutschland gezogen bin. In DD braucht man kein Auto, das bringt nirgendwo schneller hin, als Bus und Bahn. Nur beim Transport schweren Geräts ist so ein eigenes Automobil nützlicher als die Öffis.
Seit ich ländlich lebe, brauche ich nunmal ein Auto. Auch wenns im Jahr 2 Gehälter verschlingt, Geld, was ich anderswo dringender bräuchte. Aber ohne Auto komme ich nirgendwo hin oder muss 3 - 4x soviel Zeit einplanen mit dem dünn ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Was also tun?
Für 2,50 Euro den Liter Sprit fange ich an zu rechnen, wie weit ich maximal noch der Arbeit wegen fahren sollte. Die Reichweite wird definitiv leiden, weil ich nunmal nicht ein Drittel meines Einkommens in den Tank füllen will. Wenn die Rechnung so aussieht, kann ich auch direkt Abhartzen und was nebenzu verdienen, dann hab ich mehr Geld - zumal ja viele der Ausgaben, die aktuell mein Budget belasten (Miete, Kindergarten, ...) dann vom Amt getragen werden. Vermutlich hab ich dann mehr Geld zur freien Verfügung, als wenn ich noch arbeiten gehe und 2,50 Euro pro Liter Sprit bzw 100,- Euro pro Woche ausgeben muss, damit ich der Arbeit wegen rumfahren kann. Müsste ich mal nachrechnen.
Das mit "dient der Gesundheit" im Öffi ... naja. Also wenn ich mir jedes Jahr zweimal Grippe abholen will und 3x grippale Infekte und vielleicht noch einmal Magen-Darm, dann fahr ich gern mit Kindern Bus und Bahn. Denn genau so sieht leider die düstere Billanz aus: Öffis sind extreme Superspreader für Infektionskrankheiten. Und kleine Kinder fassen alles an und die Hand ist schnell im Mund. Wer weiß, wer da vorher seine Keime verbreitet hat. Bei der letzten Öffi-Fahrt mit meiner Tochter - Anfang 2020 - haben wir uns mal direkt den Norrovirus eingesammelt, kurz vor der Weihnachtszeit, 2 Wochen krank, jeder von uns. Herrlich.
Last but not least:
Ich bin perse nicht gegen die Verkehrswende. Aber die Vorbedingungen sind nicht erfüllt, die da - siehe meinen eigenen OP - einfach lauten müssen: SCHLUSS mit "Flexiblität und Mobilität" und "4-Tage-Arbeitswoche" einführen. WENIGER Fahren statt nur stumpf den Kraftstoffmotor durch einen E-Motor ersetzen. Es muss Schluss sein mit dem ZWANG, zwei (oder mehr) PKW pro Familie rumstehen haben zu müssen, weil beide Verdiener auch beide mobil sein müssen.
In den 1990ern ging's auch.