M.O.I Abt. Wiederbeschaffung schrieb am 13.10.2021 18:03:
Bei dem ganzen Wendegeschrei sollte man eins nicht vergessen: die Abgaben der Autofahrer tragen zu einem erheblichen Teil zu den Staatseinnahmen bei. Sie finanzieren die Infrastruktur und das nicht zu knapp. KFZ-, Energie- und Mehrwertsteuer, da kommt schon was zusammen:
Jetzt denken wir uns mal die Hälfte der PKWs weg.
Auch hier gilt:
Entfällt das Geld denn? Oder wird das nicht anders ausgegeben? Oder können wir uns leisten, dann eben entsprechend weniger zu arbeiten (könnten wir, tun wir aber nicht...der Mensch gibt das Geld dann lieber für andere Dinge aus).
Wie wäre es denn mal damit, diese statische und falsche Sichtweise von Wirtschaft beiseite zu legen?
Werden die Steuern und Abgaben für Kraftfahrzeuge dann verdoppelt? Das wäre für den gewerblichen Teil schon ungünstig, weil sich das ja direkt in Verbraucherpreise umsetzt. Oder streicht man die Hälfte der Verkehrsinfrastruktur? Weniger Autos brauchen ja auch weniger Straßen. Aber da fallen dann auch Radwege und der ÖPNV weg.Oder will man die heutige Infrastruktur für weniger Teilnehmer aufrecht erhalten? Dann verteuert es sich eben für die verbleibenden Teilnehmer. Vielleicht auch für Radfahrer, eine Straßennutzungssteuer? Was meint der ADFC dazu?
Nun, was genau die Politik entscheidet, kann mir meine Glaskugel nicht sagen. Politische Entscheidungen sind immer ein Stück weit populistischer Natur, da die Maßnahmen in der Ansicht des Großteils der Bürger Sinn ergeben müssen. Das ist nicht immer das, was die aus wissenschaftlicher Sicht ideale Lösung ist.
Letztlich ist es für den Wohlstand einer Volkswirtschaft/Gesellschaft IMMER sinnvoll, wenn ich ein vorhandenes Konsumziel (etwa den Transport von A nach B) mit möglichst geringem Ressourcen-Aufwand erreichen kann. Erreiche ich mein Ziel statt mit Verkehrsmittel A für 10€ auch mit Verkehrsmittel B in gleicher Qualität, aber eben für 5€, dann macht der Transport mit Verkehrsmittel A zwar mehr beim BIP (und bei gleichem Steuersatz auch mehr zur Steuer bei), ist aber gesamtwirtschaftlich ineffizient.
Fallen nun bei Verkehrsmittel B aber externe Kosten von min. 5€ an, dann sieht die Sache nochmal anders aus. Diese tragen nur negativ zum BIP bei (da in anderen, also den durch die Externalität betroffenen, Wertschöpfungsketten, Einkommen wegfällt, welches eigentlich mit weniger Ressourcen erwirtschaftet werden kann). In Summe macht sowas also kein Sinn. Wenn man nun vom Verkehrsmittel mit höheren sozialen Kosten (private + externe Kosten) zum Verkehrsmittel mit den geringeren sozialen Kosten (aber eben einem höheren Anteil an privaten Kosten) wechselt, ist das nur positiv fürs BIP und damit auch für das Steueraufkommen.
Als Literatur hierzu empfehle ich bspw. "Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik" von Egon Sohmen.
Da würde ich gerne mal sehen, wie die "Verkehrswende" sich da rechnet. Muss man sich halt mal überlegen, warum Schienenstrecken stillgelegt und Straßen ausgebaut wurden und werden.
Das muss man sich nicht überlegen, sondern ist hinreichend bekannt. Man hat in der Politik geringen privaten Kosten Vorrang gegeben und die volkswirtschaftlichen außer Acht gelassen. Die Folge ist ja nun hinlänglich bekannt und heute Dauerthema!
Dass das diejenigen, die von dem geringen Anteil der privaten an den sozialen Kosten profitieren, naturgemäß anders sehen, ist aber auch klar. Aber das ist dann eben auch nix anderes als klassisches Besitzstandsdenken!