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  • Demophob

mehr als 1000 Beiträge seit 11.01.2000

Fest eingefahrene Denkmuster

Das Problem ist, dass das heilige Automobil noch in viel zu vielen Köpfen als Inbegriff des gesellschaftlichen Erfolgs und der Männlichkeit verankert ist. Hast Du ein Auto, bist Du wer! Und je größer/dicker, imposanter, teurer, lauter, sportlicher/PS-stärker jenes Auto ist, desto geiler bist Du Macker.

Diese Denkschablone ist besonders in Männerköpfen (vor allem in südländischen Kulturen aber auch noch stark in unserer einheimischen Kultur) verankert, aber es gibt auch noch viele Frauen, die sich dem Typen an den Hals werfen, der mit der "repräsentativsten" Blechkarosse vorfährt. Richtig albern bis schlichtweg peinlich wird es dann, wenn Männer beim Anblick mancher Autos (Ami-Schlitten, Muscle-Cars, bestimmte Oldtimer, Nobelautos, besonders laute Autos o.ä.) glänzende Augen bekommen, entweder weil sie darin ihren Fetisch sehen, oder ihren Schwanz-Ersatz und/oder an die Matchbox-, HotWheels- und Bobbycar-Zeiten erinnert werden (die Konditionierung durch die Autoindustrie erfolg schon von Kindesalter an). Geistig halt noch in der Brummbrumm-Phase hängen geblieben. Die ganz Bekloppten sind dann auch noch bei Auto-Motor-und-Sport und/oder AutoBild abonniert und gucken andächtig solche Sendungen wie TopGear, Pimp-my-Ride oder Grip im Fernsehen. Von den komplett Durchgeknallten aus der Tuning-Szene (die geistigen Nachfolger von Manni mit dem Manta) ganz zu schweigen.

Das sind dann auch alle diejenigen, die bei der Einführung neuer Tempo-30-Zonen, der Aufstellung neuer Blitzer und der Instaurierung autofreier Zonen rumheulen und was von "Ökofaschismus", "Schikanierung der Autofahrer" und "Hofierung der pöhsen Radfahrer" faseln. Dabei vergessen Sie gerne, dass das sakrosankte Auto über Jahrzehnte die Vor-/Alleinherrschaft auf den Straßen hatte bzw. sich alles bei der Verkehrsplanung nach den Autofahrern gerichtet hat; auch nur ein kleines Stück von diesem Kuchen an andere Verkehrsteilnehmer abzugeben, wird von denen als Blasphemie empfunden.

Und dann wäre auch noch die Jugend, die trotz wachsenden Umweltbewusstseins das Auto immer noch als Inbegriff von grenzenloser Freiheit ansieht und es kaum abwarten kann, den Führerschein zu machen bzw. sein erstes Auto zu besitzen. Freitag auf die "Fridays for Future"-Demo gehen, aber am Samstag mit Papas sportlicher Limousine oder Mamas Mini Cooper zum fröhlichen Cruisen mit den Freunden raus fahren...

Alles in allem ist unsere Gesellschaft noch viel zu Auto-fixiert (dazu kommt speziell in Deutschland noch der Glaube dazu, dass die Wirtschaft unser Heiland ist und der Niedergang der Automobilindustrie den wirtschaftlichen Untergang einleiten würde); da wird es (leider) noch viel Zeit und Mühe kosten, das heilige Automobil und die o.g. Denkschemen aus den Köpfen raus zu bekommen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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