1Hz schrieb am 27.02.2021 01:11:
damit künftig der wohlhabende Mittelstand den Plebs ganz umweltfreundlich mit Elektro- statt mit Diesel-Monstern von der Straße drängen kann
Elektroautos sind nicht umweltfreundlich. Absolut gesehen schon mal sowieso nicht. Sie sind umweltschädlich. Aber auch im Vergleich zu Verbrennern sind sie umweltschädlicher. Eine Verschlimmbesserung.
Es gibt in diesem Zusammenhang zahlreiche "Studien".
Allen Studien gemein ist, dass sie aufzeigen, dass ein Elektroauto in der Herstellung wesentlich mehr CO2 verursacht als ein vergleichbarer Verbrenner. Man spricht hier gerne auch von einem CO2-Rucksack. Ich spreche hier lieber von einer CO2-Investition.
Jetzt muss man mal schauen, ob sich diese CO2-Investition denn im laufendem Betrieb durch Einsparungen im Verbrauch auch amortsiert. Hierzu hatte das IFO-Institut eine Studie vorgelegt, welche aufzeigt, dass dies nicht gegeben ist. Dies führte zu einem großen Aufschrei. Vor allem von der Autoindustrie. Die dann auch entsprechende Studien vorlegte, welche belegen sollten, dass sich diese Investition durch Einsparungen beim Verbrauch sehr wohl amortisieren.
Diese Studien kranken aber an offenkundigen Fehlern.
1.) Es wird in diesen Studien nicht der Anteil regenerativer Energien zugrunde gelegt, den wir derzeit haben, sondern ein in die Zukunft Prognostizierter. Denn der Derzeitige würde nicht ausreichen.
2.) Ein weiteres Problem liegt aber eben darin, dass dieser Anteil einfach dem Elektroauto angerechnet wird. Was aber falsch ist. Denn wenn man sein Elektroauto an die Steckdose anschließt, scheint die Sonne nicht heller, bläst der Wind nicht stärker und fließt auch das Wasser nicht schneller. Sondern dieser zusätzliche Energiebedarf muss durch konventionell erzeugte Energie gedeckt werden. Bedeutet: wir tauschen größtenteils Benzin/Diesel gegen Kohle/Atomstrom. Und damit findet keine Amortisation der CO2-Investition statt.
3.) Es wurde für diese Berechnungen einfach die durchschnittliche Kilometerleistung von Verbrennern herangezogen. Grob 15.000 km pro Jahr. Elektroautos fahren aber deutlich weniger. Da sie zum einen eine deutlich geringere Reichweite haben und zum anderen vielfach nur als Zweit- oder Drittfahrzeug angeschafft werden. Also eigentlich maßgeblich Kurzstrecke fahren. Selbst wenn man also Punkt 1 und 2 ignoriert, würde das wiederum auch dazu führen, dass sich die CO2-Investition nicht amortisiert, da die entsprechend nötige Nutzung nicht stattfindet.
4.) Es gibt zahlreiche weitere Effekte, die einer Einsparung entgegen stehen. Zum Beispiel, dass Elektroautos massiv zusätzlich subventioniert werden und dies das Marktvolumen des Kraftverkehres weiter erhöht. Selbst wenn man obige Punkte ignorierte, würde dadurch eine doch erzielte Einsparung wieder zunichte gemacht. Wie gesagt: zzgl. zahlreicher weiterer Effekte.
5.) Selbst wenn man all das ignoriert, würde es nicht zu einer CO2-Reduzierung sondern zu einer CO2-Erhöhung kommen, mindestens für die nächsten 50 Jahre. Wenn man nicht das einzelne Fahrzeug sondern die Summe der Fahrzeuge betrachtet. Wir haben ja einen CO2-Rucksack, der abgetragen wird, die CO2-Investition. Die dann angeblich im laufendem Betrieb irgendwann zu einer Einsparung führen soll. Dies findet aber vor dem Hintergrund statt, dass ja alle Verbrenner durch Elektroautos ersetz werden sollen, mithin also die Produktion von Elektroautos zunimmt. Stark vereinfacht: im ersten Jahr kauft man 10 Einheiten und spart eine. Im zweiten Jahre kauft man 20 Einheiten und spart 2. Das ist eine mathematische Folge. Die kann man fortsetzen. Dabei baut sich aber ein immer größerer CO2-Rucksack auf. Das ist wie eine Schuldenfalle. Es kommt mindestens binnen Jahrzehnten nicht zu einer Reduzierung sondern zu einer Erhöhung des CO2-Ausstoßes.
Damit Autos weniger umweltschädlich (nicht zu verwechseln mit umweltfreundlich) werden, müssen sie vor allem kleiner, leichter und weniger leistungsstark werden anstatt immer größer, schwerer und leistungsstärker. Bei wirklich kleinen Fahrzeugen dreht sich dann auch der Nachteil des Elektroantriebes, er würde plötzlich Sinn ergeben.
Bei Größenordnungen wie einem Twizy wäre man sogar umweltfreundlicher als mit den Öffis unterwegs. Und würde Kraftverkehr nicht mehr subventioniert und damit der Markt zugunsten tonnenschwerer PS-Monster verzerrt, würde so etwas auch den Löwenanteil des Kraftverkehres ausmachen. Und es entstünde viel mehr Markt für Alternativen. Wie Öffis, Fahrräder und auch so was hier:
https://www.youtube.com/watch?v=JuUzYnCHNQw&t=1s
https://quadvelo.com/Und damit haben wir bisher nur den Faktor CO2 betrachtet. Nicht all die anderen Schäden, die der Kraftverkehr verursacht.
https://www.youtube.com/watch?v=uYbwYAfSNXU
https://www.youtube.com/watch?v=6qhCn_cxbiE
Ideen gabs und gibt es genügend.