Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Lieber Umwelt schützen statt Klima ...

... das eine ist regional mit überschaubarem Aufwand möglich, das andere ist eine globale Aufgabe, bei der schonmal 7 Milliarden Menschen gar nicht erst mitspielen wollen, können oder dürfen.

"Oberlehrerhaft" und "Streber" sind so die zwei Eigenschaften, die mir im "positiven" Sinne zu Deutschland und seinen Weltverbesserern einfällt. Wenn ich aber ehrlich bin, herrscht mal wieder der größenwahnsinnige Ungeist "am deutschen Wesen soll die Welt genesen" im Lande. Das ist "Klimaschutz Deutschland". Die Politik bürdet sich mehr auf, als sie überhaupt tragen kann und natürlich fragt keiner die Bevölkerung, ob sie bereit ist, die nötigen Opfer zu erbringen.
Wieso kommt jemand, der wachen Verstandes ist, auf die Idee, man könne von einem kleinen Land mit rund 83 Millionen Insassen das Weltklima retten? Und wieso sollten die Menschen in dem Lande die Bürde für die restlichen Milliarden Menschen tragen, die vielleicht kein Interesse an der Klimaretterei haben? Immerhin ist die Klimaretterei vor allen Dingen eins: volkwirtschaftlich hochgradig schädliche Geschäftemacherei. Konkrete Ergebnisse wird es auf Jahrzehnte nicht geben, aber viele hundert Milliarden Euro können "ergebnisoffen" aus der Volkswirtschaft entfernt und in abenteuerliche Projekte gesteckt werden.

Das, was hier an Klimapolitik betrieben werden soll, ist Ablasshandel. Nicht mehr, nicht weniger. Und wir depperten Deutschen sollen mal wieder einen übervorteilend großen Anteil aufgelastet bekommen.

Zurück zum Umweltschutz. Die Grünen zehren davon, dass sie mal in den vor zwei, drei Dekaden aktiv was für die Umwelt getan haben. Schornsteine erhielten endlich Filter, Wasser durfte nicht ungeklärt mehr in Flüsse geleitet werden, ökologisch tote Gewässer haben heute wieder ein Ökosystem und selbst der deutsche Wald, der zwischenzeitlich komplett am Ende war, erholt sich wieder. Leider sind viele Effekte auch der extensiven Deindustrialisierung geschuldet: nicht nur die Filteranlagen haben Emissionen reduziert, sondern der Rückbau ganzer Industriezweige. Die stehen heute wahlweise in China oder Indien bei deutlich geringeren Umweltstandards und höherer Emissionsbillanz. Sieht man den Import-Produkten aber nicht an, unter welchen Umständen sie produziert worden sind (siehe Indien, Ledergerbereien, Textilindustrie).

Umweltschutz ist eine regionale Angelegenheit, solange man sie nur regional betreibt. Da aber sind die Effekte durchaus sichtbar. Zum Umweltschutz gehört auch die Renaturierung von übrig gebliebenen industriellen Öden, von Tagebauen zerstörte Landschaften usw. Da kann man also durchaus sehen, was passiert, wenn man was in die Natur investiert.
Umweltschutz ist ferner aber auch eine Frage von urbaner Gestaltung: will man mehr Natur, darf man eben nicht die Städte nachverdichten. Und will man sauberere Luft, sollte man die Blechlawinen, die sich da im Stehverkehr türmen, nicht lieber fließend laufen lassen oder um die sensiblen Bereiche ableiten? Statt Krieg auf den Straßen also lieber was in die Infrastruktur stecken?
Und auch in der Landwirtschaft ist Umweltschutz möglich: weniger Massentierhaltung, weniger Energiepflanzenplantagen, mehr ökologische Landwirtschaft, weniger Pestizide oder Insektizide, da ist viel Spielraum drin. Am Ende spreche ich von einer Abkehr der hochoptimierten Hochleistungslandwirtschaft zu einem etwas traditionelleren Weg, der zwar immernoch eine hohe Produktivität verspricht, aber eben auch Pflanze, Tier, Mensch und Umwelt allgemein schont.

Vernünftig gelebter Umweltschutz liefert überprüfbare Ergebnisse. Und indirekt wird durch einen verantwortungsvolleren Umgang mit den Ressourcen der Erde auch das Klima geschont, oder nicht?

Das, was aber hier als Klimaschutz dargeboten wird, ist nix anderes als Schlangenöl. Emissionshandel statt konkrete Maßnahmen. Ich warte ja immernoch auf ein Ende der Kreuzfahrtschiffe und einer Reduktion des maritimen Schwerlasttransports. Der LKW gehört auch auf die Schiene, nicht auf die Straße. Und erst wenn statt Binnenflügen vernünftige Zugverbindungen im Lande angeboten werden, wenn der ÖPNV nicht nur in den Städten sinnvoll nutzbar ist, sondern auch auf dem Lande, wenn man vielleicht über die 4-Tage-Arbeitswoche nachgedacht hat, um den Pendlerverkehr zu reduzieren, DANN bin ich bereit, über den Sinn und Unsinn von Fahrverboten von Verbrenner-PKW nachzudenken. Denn dann hat man konkret was auch für's Klima getan, ohne die größten Zumutungen den einfachen Leuten auf's Brot zu packen, nämlich den einfachen Beschäftigten in den Unternehmen, die den ganzen Spaß hier finanzieren.

Und auch wenn die Deutschen aufhören Auto zu fahren und jede Industrie rückgebaut wurde, wenn kein einziger Schornstein mehr rödelt, kein Ofen mehr tut, wenn kein einziges Kilo Kohle mehr verstromt wird und kein Öl und auch die Atomkraftwerke stillstehen, dann haben wir genau 2% der CO2-Emissionen in der Welt eingespart. Und mit diesem klitzekleinen Beitrag haben wir -nichts- erreicht, wenn anderswo die Schornsteine neu entstehen, die bei uns abgerissen werden.

Meine Empfehlung: siehe "Umweltschutz". Und damit gut sein lassen.

Die andere Empfehlung wäre "Produktlebenszyklen" verlängern. Wir müssen wieder dahin kommen, dass Waschmaschinen, Fernseher & co wieder 25+ Jahre halten. Weniger "Ersatz-Konsum" kaputtgehender Geräte wäre ungemein hilfreich für die Umwelt, weil weniger Ressourcen verbraucht werden. So ganz nebenbei lohnt es sich wieder, Geräte zu reparieren und die Abhängigkeit aus Fernost oder von Amazon ist auch gebrochen. Kann eigentlich nur besser werden, wenn wir keinen Schrott-ab-Werk-in-2-Jahren mehr kaufen, sondern Dinge, die ein ganzes oder halbes Menschenleben lang halten.
Und auf DIESES Szenario freu' ich mich am meisten. Endlich bedeutet Konsum dann wieder "Wohlstandsmehrung" statt "Verwahrlosung".
Ein bisschen Klima schützt das vielleicht auch, aber vor allen Dingen eben die Umwelt: was gar nicht erst gebaut wird, braucht keine Ressourcen und emittiert keine Schadstoffe. Und das, was gebaut wird, hält eben eine kleine Ewigkeit, landet also auf keiner Deponie und verursacht keine Energiekosten beim Recycling. Die einzigen, die bei dem Spiel wirklich verlieren, sind die Industriellen, die ihren Schrott-ab-Werk nicht mehr unter die Leute bringen. Um die ist's net schad, das Opfer bring ich gern.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.06.2021 02:49).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten