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mehr als 1000 Beiträge seit 06.01.2000

Die Mackenroth-These

Was mir bei allen Diskussionen über die Sicherung im Alter fehlt, ist der Hinweis auf die Mackenroth-These.

„Nun gilt der einfache und klare Satz, daß aller Sozialaufwand immer aus dem Volkseinkommen der laufenden Periode gedeckt werden muß. Es gibt gar keine andere Quelle und hat nie eine andere Quelle gegeben, aus der Sozialaufwand fließen könnte, es gibt keine Ansammlung von Periode zu Periode, kein ‚Sparen‘ im privatwirtschaftlichen Sinne, es gibt einfach gar nichts anderes als das laufende Volkseinkommen als Quelle für den Sozialaufwand ... Kapitalansammlungsverfahren und Umlageverfahren sind also der Sache nach gar nicht wesentlich verschieden. Volkswirtschaftlich gibt es immer nur ein Umlageverfahren.“

Wenn man diese These zu Ende denkt, dann bedeutet das vor allem eins: Zu jedem beliebigen Zeitpunkt bestimmen diejenigen, die das Volkseinkommen gerade erwirtschaften, wie viel davon als Sozialaufwand (also Renten, Bildung, Gesundheitsversorgung, Familienförderung, Sozialhilfe etc.pp.) ausgegeben wird. Die ganzen Renten, Sparanlagen, Kapitallebensversicherungen und so weiter dienen dann lediglich dazu, den eigenen Anteil an diesem Sozialaufwand festzustellen. D.h. jeder Rentner steht immer mit allen anderen Rentnern sowie Kindern, Arbeitslosen und Kranken in Konkurrenz, und es ist völlig egal, wie wir das Punktesystem organisieren, das dann seinen Platz in der Hackordnung festlegt, ob nun über privates Sparen, private Rentenversicherungen, gesetzliche Rentenversicherungen oder Umlageverfahren.

Auf die Größe des Kuchens insgesamt hat der Rentner keinen Einfluss -- zumindest keinen über die ihm zur Verfügung stehenden Finanzinstrumente. Den kann er nur über den politischen Weg geltend machen. Wir werden also jedes Jahr die gleichen Warnungen vor der Altersarmut haben, weil jedes Jahr erneut die Größe des Sozialaufwandes bestimmt wird. Politische Ziele wie "Die Renten sind sicher!" bedeuten nur, dass sich bestimmte politische Gruppen dazu verpflichten, den Sozialaufwand nicht unter ein bestimmtes Mindestmaß zu schrumpfen. Aber die Verteilungskämpfe werden jedes Jahr aufs Neue ausgetragen.

Wann immer die Rentner zu viel Geld in ihren Kassen und damit zu viel Anspruch auf einen großen Anteil am Sozialaufwand haben, gibt es genug Möglichkeiten, diesen Anspruch auf das dann politisch und volkswirtschaftlich Durchsetzbare zu schrumpfen: die Inflation steigt, die Zinsen fallen, die Steuern und Sozialabgaben auf Finanzeinkünfte und Renten werden neu festgelegt und so weiter und so fort. Derzeit fallen eben die Zinsen. Das erspart zum Beispiel Diskussionen über höhere Krankenkassenbeiträge für Rentner.

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