So etwas klärt man in Fachgremien.
Die Kernaussage Ihres Beitrages lautet:
Journalisten sollten sich aus Dingen heraushalten, von denen sie sowieso nichts verstehen können, weil ihnen die langjährige Fachausbildung und Berufserfahrung fehlt.
Folgt man diesem Argument, kann der recherchierende Journalismus auf Boulevardthemen begrenz oder gleich ganz abgeschafft werden.
Ich erzähle Ihnen gerne, wie dieser Artikel entstanden ist. Am Anfang stand genau die Fragestellung des Titels, "Wer zählt als Coronatoter?". Wie bei anderen Fragestellungen auch kontaktierte ich zunächst das RKI. Das RKI hat eine hochkompetente Presseabteilung und arbeitet sehr transparent - diese Erfahrung habe ich in anderen Zusammenhängen gemacht. Doch dieses Mal waren die Auskünfte eher sparsam und mit mit meinen Nachfragen kam ich sehr schnell nicht mehr weiter.
Meine Schlussfolgerung war nicht, wie Sie vermuten "Warum macht das böse RKI denn so etwas?". Die Schlussfolgerung war: Gibt es hier vielleicht Unklarheiten und das Thema "Covid-19-Sterbefalldefintion" wurde von Seiten der Verantwortlichen bisher etwas stiefmütterlich behandelt und nicht ganz zu Ende gedacht?
Nachdem ich leider feststellen musste, dass meine Fragestellung in den Medien zwar häufig angekratzt worden war, aber kein mir bekannter Artikel etwas grundsätzlicher eingestiegen ist, begann die eigentliche Recherche: Einarbeiten in die Thematik über Fachpublikationen und dann Kontakaufnahme mit den zuständigen Landes- und Kommunalbehörden, nochmals Rückfragen beim RKI etc.
Ich will gar nicht behaupten, dass ich alles bis in die tiefsten Tiefen ausrecherchieren konnte, aber nach einigen Wochen muss man einen Schnitt machen und fasst die wesentlichen Informationen für einen Artikel zusammen.
Ein Journalismus, der darauf aus ist, Sachverhalte zu skandalisieren, interessiert mich nicht. Ich versuche, möglichst präzise zu sein und eine Debatte mit konstruktiven Beiträgen zu füttern. Wenn Sie den Artikel genau lesen, werden Sie feststellen, dass ich dem RKI mit keiner Silbe unlautere Absichten unterstelle. Dieses liegt mir fern, da ich die Arbeit des RKI sehr schätze, insbesondere auch die Fülle an qualitiativ hochwertigem Material, das diese Behörder erarbeitet und zur Verfügung stellt (z. B. hier: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV_node.htm).
Aber (und jetzt kommen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück): Zum Thema "Wer zählt als Coronatoter?" gibt es leider nur dürftige Infos. Ihren Einwand,
Natürlich kann man das auch kommunizieren. Aber wer hat den daran tatsächlich Interesse?
, kann ich nicht gelten lassen. Mich interessiert es; und offensichtlich auch noch ein paar andere Menschen.
Wenn Sie behaupten,
Die RKI-Antworten sind völlig akzeptabel, unter den Beherrschungsanforderungen wurde richtig gehandelt, die Daten so zu erfassen: eine einfache Regel, die zu wenig weiteren Fehlern führt.
, dann möchte ich Sie fragen: Wie lautet denn diese "einfache Regel"? Genau darum geht es doch im Artikel, dass es offensichtlich erhebliche Lücken im nur spärlich vorhandenen Regelwerk gibt. Diese Lücken anzusprechen hat doch nichts mit RKI-Bashing zu tun.
Ich finde es hochproblematisch, dass bereits klar eingegrenzte und konstruktiv formulierte Kritik an der herrschenden Coronapolitik bei vielen Menschen allergische Reaktionen hervorruft. Wir brauchen doch den Diskurs!
Wenn Sie meinen Artikel als
solchem Unsinn, den man erzählt
, bezeichnen, möchte ich Sie bitten, mir die Passagen zu nennen, die Ihrer Meinung nach inhaltlich falsch sind. Auf der Ebene können wir dann gerne voneinander lernen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.01.2021 08:59).