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  • Klaus N

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Freiheit und Multikulti

Artur_B schrieb am 31. Oktober 2008 07:50


> Lasst mich erstmal etwas Nettes sagen: die Moderne zeichnet sich
> dadurch aus, dass sie dem Individuum die Freiheit zur Gestaltung des
> Daseins selbst überlässt. Nicht mehr der Staat soll die persönliche
> Lebensgestaltung vorschreiben wie im Mittelalter, vielmehr darf jeder
> und jede den persönlichen Lebensstil selbst wählen. Statt dessen
> tritt ein System gegenseitiger Beobachtung in Kraft, das es den
> Individuen erlaubt, sich die eigene, passende Lebensweise selbst
> herauszusuchen.
Und das finde ich sehr erstrebenswert. Ist ja quasi die Synthese aus
multikulti und Freiheit. 


> Diese Denker nun wollten dieses begrüßenswerte Prinzip einfach auf
> die  Wirtschaft übertragen, nichts anderes will der Neoliberalismus
> in seinem Kern. 

> So weit so gut. Übersehen aber wurde, dass dieser so gedachte "Markt"
> in praxi nicht zu haben ist, dass sich aus ihm heraus Subjekte
> bilden, die die Freiheit, welche auf dem Papier besteht, gleich
> wieder zunichte machen. Dass sich Konzerne zu Monopolen entwickeln,
> welche dann auch den Staat für ihre Bedürfnisse zurichten, das haben
> sie schlicht und einfach nicht zur Kenntnis genommen. 

So habe ich den Neoliberalismus (zumindest vom Schlage einer
Mont-Pélérin-Society) allerdings nicht verstanden. Märkte sind
unvollkommen und in diesen Fällen wird jeder intelligente neoliberale
eingreifen wollen (wenn auch vorsichtig). Beispiele: 
- Kartellämter und Wettbewerbskontrolle
- Pigou-Steuern
- Umverteilung (siehe Friedmans negative Einkommensteuer und deren
Begründung)

> Interessant ist nun, dass beide Ideologien, der Kommunismus und der
> Neoliberalismus am selben Punkt gescheitert sind. Die komplette
> Abschaffung des Staates, bzw. die Reduzierung desselben auf einen
> Nachtwächterstaat sind grandios gescheitert. Am Ende hatten beide ein
> riesiges Staatsmonster erzeugt ohne das ihre Fortexistenz nicht
> möglich gewesen wäre.

Naja, im Falle des real existierenden Sozialismus hat man ja erst mal
nur den Staat durch die Partei ersetzt. Abgeschafft wurde da nix, im
Gegenteil. 

> Vielleicht ist das der Ansatz, der jetzt weiterhilft: Etatismus, die
> Dinge aus der Sicht des Staates betrachten. Gerade der Versuch,
> denselben nicht abzuschaffen, könnte der Schlüssel dazu sein, ihn auf
> erträgliche Größe zu reduzieren.

Die Schwierigkeit liegt darin, dass der Staat (schon aus
bürokratischen Gründen, und aus Paranoia) die Freiheit seiner Bürger
eher als lästig betrachtet. 

Ich würde (wie die deutschen Neoliberalen der 50er) einen Staat
befürworten, der sich darum sorgt, Marktversagen zu korrigieren und
mit sozialer Sicherung dafür sorgt, dass die Folgen von Marktdynamik
abgefedert werden - ohne die Marktdynamik selbst abzuwürgen. 

Grüsse,

Klaus 

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