Habe den Film schon bei einer Preview in Berlin gesehen -- ein paar
Zusammenhänge und Erkläungen hätten dem Film wirklich gut getan.
Die Aneinanderreihung von vermeintlich selbstentlarvenden - de facto
eher peinlichen oder aus dem Zusammenhang gerissenen - Aussagen von
Finanzjongleuren ist wenig weiterbildend. Interessant wäre es gewesen
deren Argumente wirklich zu durchleuchten: Was sind die positiven und
negativen Auswirkungen von Investitionen in Ländern wie Thailand,
Indien, China? Wie viele Seiten hat die Medaille?
Die Episode über die Baumwollplantagen in Burkina Faso war sicherlich
beeindruckend - aber genausowenig weiterführend. Zumal sie nichts mit
Banken und Finanzmärkten sondern viel mit starken Agraglobbies zu tun
hat. Da alle liberalen Politiker und Ökonomen seit Jahren gegen
solchen Subventionswahnsinn argumentieren und Afrika eine der
Regionen auf der Welt ist die eher unter fehlenden Investitionen als
zuvielen leidet ist der Zusammenhang mit dem Rest des Films eher
schwammig.
Noch enttäuschender war der Auftritt von John Perkins: dessen
Geschichte ist seit langem bekannt und sie strotzt vor
Ungereimtheiten. Diesem unglaubwürdigen Akteur völlig unhinterfragt
eine Bühne zu bieten ohne seinen Verschwörungstheorien auf den Grund
zu geben ist reichlich unprofessionell.
Auch Helmut Scheer einfach als "Bundestagsabgeordneten" ohne
Parteizugehörigkeit vorzustellen wirkte wenig profesionell. Ob man in
Dokumentarfilmen ausgerechnet Politikern eine Bühne für ihre Sicht
der Dinge geben muss sei dahingestellt - ein ausführliches Interview
mit Guido Westerwelle hätte vermutlich zu anderen Ergebnissen
geführt. An dieser Stelle schien der Film auf das Niveau von Sabine
Christiansen mit einem Gast zu fallen.
Sehr interessant war der Abschnitt über Spanien - aber auch hier sind
zu viele Fragen und Zusammenhänge offen geblieben. Einfach den
Eindruck zu erwecken alle Akteure wären gierig und dumm wird der
Komplexität des Themas leider nicht gerecht. Hier wäre es nötig
gewesen wirklich aufzuzeigen wer aus welchen Gründen investiert,
welche Regularien und Anreize eine Rolle spielen und wer am Ende auf
den Verlusten aus den Anlagen sitzen bleibt - all das fehlt und es
bleibt der fahle Beigeschmack nur die Hälfte der Geschichte gesehen
zu haben.
Sicherlich hat der Film seine interessanten, erschreckenden - zum
Teil sogar "witzigen" - Momente, insgesamt kann er aber wenig
Überzeugen da er einseitig und einsilbig bleibt, Zusammenhänge und
Hintergründe unterschlägt oder verzerrt und es dem Zuschauer nicht
ermöglicht in die wirkliche Komplexität des Themas einzusteigen.
Schade!
Aber TP ist auch nicht viel besser:
>>Der "Washington Consensus" umfaßt folgende Grundsätze:
Größtmögliche Reduzierung der Steuern und der Handelszölle; die
Abschaffung möglichst aller Handelsbarrieren; die Entwicklung eines
Finanzmarkts, d.h. die Abschaffung aller Gesetze aller Staaten, die
den Handel mit Geld einschränkten; die Reduzierung des
Staatseinflusses in allen Wirtschaftsbereichen. Mit solchen Maßnahmen
wurde in den 70er Jahren allmählich die Neuordnung der Wirtschaft des
Westens eingeleitet, der "Washington Consensus" steht somit am Anfang
der Herrschaft des Neoliberalismus,<<
Der Begriff "Washington Consensus" wurde von John Williamson 1990
geprägt (nicht "in den 70ern" -- da wurden von Nixon noch
Preiskontrollen eingeführt) und seine Hauptsäulen waren:
- Fiskalische Disziplin
- Umverteilung von öffentlichen Ausgaben in Bereich die Wachstum und
gerechtere Einkommensverteilung ermöglichen insb. Gesundheitswesen,
Bildung, Infrastruktur
- Steuerreformen um marginale Steuerraten zu senken und die
Steuerbasis zu verbreitern
- Liberalisierung von Zinssätzen
- wettbewerbsfähige Wechselkurse
- Handelsliberalisierung
- Liberalisierung von Direktinvestitionen
- Privatisierung von Staatsindustrien
- Deregulierung
- Sicherung von Eigentumsrechten
inbesondere NICHT Teil des Consensus war zB die Liberalisierung
kurzfristiger Finanzströme.
Hier gibt es eine knappe Übersicht inkl. Originalquellen:
http://www.cid.harvard.edu/cidtrade/issues/washington.html
Zusammenhänge und Erkläungen hätten dem Film wirklich gut getan.
Die Aneinanderreihung von vermeintlich selbstentlarvenden - de facto
eher peinlichen oder aus dem Zusammenhang gerissenen - Aussagen von
Finanzjongleuren ist wenig weiterbildend. Interessant wäre es gewesen
deren Argumente wirklich zu durchleuchten: Was sind die positiven und
negativen Auswirkungen von Investitionen in Ländern wie Thailand,
Indien, China? Wie viele Seiten hat die Medaille?
Die Episode über die Baumwollplantagen in Burkina Faso war sicherlich
beeindruckend - aber genausowenig weiterführend. Zumal sie nichts mit
Banken und Finanzmärkten sondern viel mit starken Agraglobbies zu tun
hat. Da alle liberalen Politiker und Ökonomen seit Jahren gegen
solchen Subventionswahnsinn argumentieren und Afrika eine der
Regionen auf der Welt ist die eher unter fehlenden Investitionen als
zuvielen leidet ist der Zusammenhang mit dem Rest des Films eher
schwammig.
Noch enttäuschender war der Auftritt von John Perkins: dessen
Geschichte ist seit langem bekannt und sie strotzt vor
Ungereimtheiten. Diesem unglaubwürdigen Akteur völlig unhinterfragt
eine Bühne zu bieten ohne seinen Verschwörungstheorien auf den Grund
zu geben ist reichlich unprofessionell.
Auch Helmut Scheer einfach als "Bundestagsabgeordneten" ohne
Parteizugehörigkeit vorzustellen wirkte wenig profesionell. Ob man in
Dokumentarfilmen ausgerechnet Politikern eine Bühne für ihre Sicht
der Dinge geben muss sei dahingestellt - ein ausführliches Interview
mit Guido Westerwelle hätte vermutlich zu anderen Ergebnissen
geführt. An dieser Stelle schien der Film auf das Niveau von Sabine
Christiansen mit einem Gast zu fallen.
Sehr interessant war der Abschnitt über Spanien - aber auch hier sind
zu viele Fragen und Zusammenhänge offen geblieben. Einfach den
Eindruck zu erwecken alle Akteure wären gierig und dumm wird der
Komplexität des Themas leider nicht gerecht. Hier wäre es nötig
gewesen wirklich aufzuzeigen wer aus welchen Gründen investiert,
welche Regularien und Anreize eine Rolle spielen und wer am Ende auf
den Verlusten aus den Anlagen sitzen bleibt - all das fehlt und es
bleibt der fahle Beigeschmack nur die Hälfte der Geschichte gesehen
zu haben.
Sicherlich hat der Film seine interessanten, erschreckenden - zum
Teil sogar "witzigen" - Momente, insgesamt kann er aber wenig
Überzeugen da er einseitig und einsilbig bleibt, Zusammenhänge und
Hintergründe unterschlägt oder verzerrt und es dem Zuschauer nicht
ermöglicht in die wirkliche Komplexität des Themas einzusteigen.
Schade!
Aber TP ist auch nicht viel besser:
>>Der "Washington Consensus" umfaßt folgende Grundsätze:
Größtmögliche Reduzierung der Steuern und der Handelszölle; die
Abschaffung möglichst aller Handelsbarrieren; die Entwicklung eines
Finanzmarkts, d.h. die Abschaffung aller Gesetze aller Staaten, die
den Handel mit Geld einschränkten; die Reduzierung des
Staatseinflusses in allen Wirtschaftsbereichen. Mit solchen Maßnahmen
wurde in den 70er Jahren allmählich die Neuordnung der Wirtschaft des
Westens eingeleitet, der "Washington Consensus" steht somit am Anfang
der Herrschaft des Neoliberalismus,<<
Der Begriff "Washington Consensus" wurde von John Williamson 1990
geprägt (nicht "in den 70ern" -- da wurden von Nixon noch
Preiskontrollen eingeführt) und seine Hauptsäulen waren:
- Fiskalische Disziplin
- Umverteilung von öffentlichen Ausgaben in Bereich die Wachstum und
gerechtere Einkommensverteilung ermöglichen insb. Gesundheitswesen,
Bildung, Infrastruktur
- Steuerreformen um marginale Steuerraten zu senken und die
Steuerbasis zu verbreitern
- Liberalisierung von Zinssätzen
- wettbewerbsfähige Wechselkurse
- Handelsliberalisierung
- Liberalisierung von Direktinvestitionen
- Privatisierung von Staatsindustrien
- Deregulierung
- Sicherung von Eigentumsrechten
inbesondere NICHT Teil des Consensus war zB die Liberalisierung
kurzfristiger Finanzströme.
Hier gibt es eine knappe Übersicht inkl. Originalquellen:
http://www.cid.harvard.edu/cidtrade/issues/washington.html