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771 Beiträge seit 19.04.2002

re

techsoz schrieb am 31. Oktober 2008 20:54

> Dein Posting verwirrt.

> Zunächst argumentierst Du, es gäbe keinen freien Markt, und dann
> später forderst Du ihn. Bist du der Meinung der freie Markt existiere
> nur empirisch nicht, und müsse hergestellt werden? Dann vertriffst Du
> doch eine typisch (neo)Liberale Position.

Den freien Markt kann es unter kapitilistischen Bedingungen nicht
geben, Kapitalismus und freier Markt sind gegensätzliche Kräfte. Ich
vertrete eine liberalsoziale oder meinetwegen auch anarchistische
Position. Das Problem ist, dass diese Begriffe alle verwässert sind.
Neoliberalismus gibt es an sich gar nicht, wer sollen die
Neoliberalen sein? Die Sozialdemokraten die überall in Europa
"neoliberale" Reformen durchgeführt haben? 
Warum sollte man etwas fordern, dass da ist? Wir haben keinen freien
Markt, also ist es logisch, dass ich den will, wenn wir den hätten,
müsste ich den ja nicht fordern. 

> Andererseits wurde vielfach aufgezeigt, dass bereits das Konstrukt
> des "freien Marktes" ein nicht erreichbarer "Idealtyp", eine Illusion
> ist. 

Ja, viele große Köpfe haben sich geirrt. Solange man den Freien Markt
und Kapitalismus nicht sauber trennt, und annimmt, dass Kapitalismus
etwas Gottgegebenes ist, was höchstens durch Sozialismus abgeschafft
werden kann, (Sozialismus ist auch nur eine Form von Kapitalismus)
bleibt der freie Markt unerreichbar. Oder nicht einmal näherungsweise
erreichbar. 

> Polanyi hast Du ja sicher gelesen, und auch andere Autoren
> schreiben seit jahren über die "Embeddedness". Ist ja auch logisch,
> wie sollte auch z.B. Standardisierung (von Produktqualitäten, Maßen
> etc.), Gewaltmonopol/Sicherheitsgewährleistung/Sanktionierung und
> Verhinderung von Monopolbildung marktlich hergestellt werden? 

Tja, darauf gibt es schon seit 1916 eine Antwort. Also noch vor
Polányi. 
Aber hier: http://i8t.de/gd0h79ma ist es besser zusammengefasst. Die
Lösung ist schon längst da. 

Auch
> die anfallenden Transaktionskosten sorgen dafür, dass wir eher
> Beziehungsgeflechte als Märkte vorfinden. Daher sind, wie Du oben
> geschrieben hast die Grundannahmen tatsächlich falsch - aber eben
> auch nicht "herstellbar".

Sag niemals nie ;-)
Alle Probleme sind lösbar, wenn man nur will. Der freie Markt hat
allerdings einige "unangenehme" Nebenwirkungen. Monopole
verschwinden, Gewerkschaften werden überflüssig, Sozialismus dient
endgültig aus, Religion in der heutigen Form wird überflüssig, etc.
Es gibt also sehr mächtige Institutionen denen der freie Markt ein
Dorn im Auge wäre. Was machen sie also? -langsam hasst die ganze Welt
den freien Markt und der soll für all die Sünden der Kapitalisten,
der Kirchen und der Sozialisten herhalten. Freier Markt? -Bloß
nicht!!! Das würde ja die Macht der kapitalisten/sozialisten/Kirchen
brechen und die Ausbeutung beenden. Und was macht der kleine Mann?
-Er erklärt, dass der freie Markt etwas unmögliches sei, und sowieso
das Grundübel. Und so werden wir noch eine Runde Monopoly spielen.
Falls die Menschheit den 3. Weltkrieg überlebt. 

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