China ist das einzige Land, das in nennenswertem Umfang Industrieprodukte herstellt und herstellen kann. Die USA und Europa haben ihre Produktion aufgrund hoher Lohnkosten und noch höherer Energiepreise längst nach China verlagert und vertrieben.
Teilweise können nicht mal mehr Schrauben und Nägel im Westen hergestellt werden.
Daher nützt es (anders als beim teuren Fracking-Gas) auch nichts, sich den USA an den Hals zu werfen.
Solange der Handel geschmeidig läuft und wir für frisch gedruckte wertlose Dollars und Euros jede Menge wertvolle Industrieprodukte bekommen, ist auch alles in Butter.
Nur ist das eben das Gegenteil von Autarkie. Und Autarkie ist nötig, wenn man Krieg führen will.
Nun ist die Frage, ob man mit China Krieg führen will. Natürlich könnte man es machen wie die Russen und ankündigen, auf Taiwan US-Atomwaffen zu stationieren oder Taiwan könnte anfangen, selbst welche zu entwickeln, um damit China zu einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu provozieren. Aber derzeit ist die Rüstungsindustrie im Russlandkrieg eigentlich ausreichend ausgelastet. Daher hat der Westen kein Interesse an dem Krieg mit China,
Die andere Frage ist, ob China derzeit einen Krieg will. Danach sieht es auch nicht aus, derzeit baut man ja noch seine militärische Macht massiv aus, das braucht noch ein paar Jahre, Flugzeugträger entstehen auch in China nicht in Nullzeit. Und die kleine Insel Taiwan brauchen sie nicht, eher schon die Bodenschätze im südchinesischen Meer. Aber Chinas Politik ist langfristig und geduldig angelegt, strategisch klug und mit Lehren aus vergangenen Fehlern. Das Interesse Chinas ist es, erst die USA zu überholen, bevor sie es auf Krieg ankommen lassen.
Das wirft die Frage auf, ob die USA und ihre Vasallen so lange warten wollen oder China konfrontieren wollen. Derzeit ist da eine gewissen Orientierungslosigkeit in der Chinapolitik erkennbar. Die Abhängigkeit zu reduzieren ist viel leichter gesagt als getan. Man hat ja gesehen, wie verheerend sich allein die kurze Blockade des Suezkanals auf die Wirtschaft ausgewirkt hat oder auch die Ausfälle aufgrund von Corona. Und das waren noch nicht mal strategisch provozierte Ausfälle.
Noch schlimmer wird die Abhängigkeit von China dadurch, dass die russische Fossilenergie nun dorthin geliefert wird, wodurch China zum wichtigsten Lieferanten energieintensiver Grundstoffe wie Stahl, Aluminium, Kunstdünger und ähnlichem aufsteigt.
So wie es aussieht, kann der Westen zwar die Blockade Russlands eine Weile aushalten, aber eine Blockade Russlands und Chinas zeitgleich auf gar keinen Fall. Das wiederum macht die Gelegenheit für einen chinesischen Angriff auf Taiwan so günstig wie nie. Wenn die Chinesen diese günstige Gelegenheit tatsächlich nicht nutzen, dann weiß man sicher, dass sie daran kein echtes Interesse haben und die martialische Rhetorik nur Show ist. Das kann sich allerdings auch wieder ändern.
Denn auch China kann seine Abhängigkeit von Absatzmärkten und Ideengebern weiter reduzieren. Seine eigene Forschung ist schon gleichauf, und Afrika bietet mehr als genug Absatzmärkte, die statt billiger Papierwährung immerhin harte Rohstoffe liefern können. Arbeiter haben sie selbst auch genug. Was brauchen die den Westen?
Insofern ist die strategische Aufgabe des Westens, sich langsam an Platz 2 zu gewöhnen.