Lordcommander schrieb am 21.11.2024 11:29:
Es ist interessant, dass immer alle keinen Krieg wollen und trotzdem Niemand etwas dagegen tut.
Es ist komplexer. Natürlich will niemand Krieg, der nicht unmittelbar bedroht ist. Aber viele wollen möglichst schnell reich werden und setzen hierfür auf gehypte Aktienwerte und Superperformer. NVIDIA, MicroStrategy, vielleicht Tesla und - hoppla - Rheinmetall.
Das Problem: Man will keinen Krieg, Kriegsaktien laufen aber potentiell gut. Man kann es nicht ertragen, dass andere vielleicht verdienen, man selbst aber nicht. Also wird eingestiegen. Sofort ergibt sich eine kognitive Dissonanz zwischen: potentiell reich werden <-> moralisch negativ besetzte Assets.
Die Psyche hat das Bestreben, kognitiven Dissonanzen zu verringern, weil sie unangenehm und belastend sind. Sie können auf vielfältige Weise aufgelöst werden, beispielsweise indem das moralisch Negative annulliert wird ("Wir müssen doch, ... Es geht nicht anders, ... Bin doch nicht ich, der, ...", "Sind doch die, welche ..."). Das Auftauchen bestimmter Nicknames hier im Forum korreliert beispielsweise mit dem Kursverlauf von Rheinmetall. Hochglanzbilder von Panzern und Haubitzen gehören heute zum Tagesbild in den Medien.
Es gibt Bedrohungen, gegen die man sich wehren muss. Dazu benötigt man (leider) Waffen. Keine Frage. Speziell Deutschland ist im militärischen Bereich mies, das kann verbessert werden, das fördert bestimmte Industriezweige. Aber wer in Rüstungswerte investiert ist - oder sogar direkt zum militärisch-industriellen Komplex gehört - und nicht unmittelbar vom Krieg betroffen, der neigt potentiell dazu, Kriege eher fortgeführt sehen zu wollen, als eine hohe Motivation dafür zu entwickeln, sie zu beenden. Stimmen, die sich für Frieden einsetzen, klingen dann unangenehm und müssen zum Schweigen gebracht werden.
Konkretes Beispiel: Die - für viele überraschende - Freigabe für Langstreckenwaffen, Anti-Personenminen und auch die Storm Shadow-Angriffe geschehen für mich nicht zufällig ein bis zwei Tage nach einem Telefonat von Scholz mit Putin und Selenskyi's Gerede von Friedensverhandlungen. Man hat das Gefühl, da wollen bestimmte Kräfte dem Trump die von ihm angekündigte Beendigung des Krieges maximal erschweren. Warum eigentlich, wenn doch niemand Krieg will?
Ich frag mich gerade, warum ich arbeiten gehen soll.
Das frage ich mich schon lange.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.11.2024 12:37).