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Avatar von Rade Kutil
  • Rade Kutil

173 Beiträge seit 29.10.2004

Mehr als Unwahrheit

Es stimmt schon, "postfaktisch" wird meistens für einen auf Unwahrheiten basierenden Diskurs benutzt und ist daher als Lügenvorwurf tatsächlich nichts Neues. Ich finde aber schon, dass da etwas Neues dazu gekommen ist. Es wird nämlich nicht mehr einfach nur gelogen: Die Leute finden, dass ihre Unwahrheiten die gleiche Existenzberechtigung haben wie überprüfbare Tatsachen, ja sogar eine größere, weil sie als "näher am Leben" betrachtet werden. Wenn z.B. behauptet wird, dass da 500 Flüchtlinge im Dorf leben, obwohl es nur 50 sind, dann ist die Zahl 500 die wichtigere, weil sie so von den Einwohnern empfunden wird. Wenn also die Wahrheit nicht weggeredet wird, sondern schlichtweg belanglos wird, dann ist das postfaktisch.

Bisher gab es das nur in den Religionen. Ob z.B. der "historische Jesus" tatsächlich Wunder vollbracht hat, ist belanglos. Man will es behaupten können.

Aber ich nehme erheitert zur Kenntnis, dass hier ein Soziologe seinen Sozialkonstruktivismus als postfaktisch unter Beschuss sieht.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.12.2016 02:08).

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