Vielen Dank. Mehr davon!
Interessant sind etwa die psychologischen Strukturen (neben den Herrschaftsstrukturen) die mit an der Schaffung eines "offiziellen Narrativs" beteiligt sind.
Woher kommt die Motivation der da letzt vor der russischen Botschaft demonstrierenden 500 Leute, die angesichts des schlimmen Krieges um Aleppo demonstrieren - aber zB anscheinend den Krieg um Mosul für nicht weiter erwähnenswert halten? Aber - und das ist das perfide an der Veranstaltung - Beschuldigungen gegen Gruppen vorbringen die anscheinend nicht für ihre einzig wahre Weltsicht eintreten, nämlich die "Friedensbewegung".
Um das mal ganz klar zu sagen: ohne deren Absolutheitsanspruch ("allerschlimmste Völkerrechtsverbrechen", etc.) und ohne den moralischen Zeigefinger gegen andere Gruppen wie die "Friedensbewegung" wäre gegen die Demo vor der russischen Botschaft mE aus friedenspolitischer Sicht nichts, aber auch gar nichts, zu sagen.
Natürlich muss der Krieg in Syrien enden (wie jeder andere Krieg, etwa auch der Drohnenkrieg oder überhaupt des "War in Terror" der USA) und natürlich muss dazu auch Russland militärische Aktionen aussetzen - keine Frage!
Nur: warum gehen diese Leute auf die Straße wegen den Verbrechen anderer (zB der Russen) und nicht wegen denen der Eigenen (der eigenen Regierung) auf die Straße? Warum sollte Putin sie ehre hören als Merkel oder "unsere Verbündeten"?
Daran sieht man allen schon, dass diese Demo innenpolitische Strahlkraft ausüben sollte (auf die bisher nicht dem öffentlichen Narrativ verfallen Deutschen) und nicht etwa unmittelbare Wirkung auf Russland haben sollte. Soviel Intelligenz traue ich den Veranstaltern sogar zu.
Zurück zu den psychologischen Motiven: dem Menschen wohnt also ein starker Drang inne genau so ein verbindliches gemeinsames Narrativ auszubilden. Wie stark so ein Drang sein kann kann man als Deutsche gut an der eigenen Geschichte studieren.
Es bleibst somit nicht aus, dass wir eine Immunität gegen solche "staatstragenden Narrative" ausbilden müssen. Vielmehr muss dem Bürger vielmehr der Antagonismus zwischen Staat und Gesellschaft viel stärker bewusst werden: der Staat ist der Diener der Gesellschaft, neigt aber dazu sich zum Herren aufspielen zu wollen. Aktuell ist diese Neigung allzu sehr verwirklicht.