Für die Flüchtlinge sollen wir uns erbarmen, wer es nicht tut, ist ein Nazi und ein Unmensch. Aber ich frage mich, wo all das Erbarmen war und ist, wenn ich auf marode Schulen, ein System ohne Bildungsgerechtigkeit, Kinderarmut, Armut trotz Arbeit etc. pp. schaue. Und wenn ich auf die Kausalität schaue, wie die Entscheidungen der Regierung Kohl die Grundsteine für das gelegt haben, was wir heute haben, und Blüm daran beteiligt war, frage ich, wo denn bei ihm damals das Erbarmen geblieben ist. Nein, es hieß "Fordern und Fördern", "Aktivierung" und dann noch "Eigenverantwortung", als man die "soziale Hängematte" zerschnippelt hat.
Den Osten hat die Regierung Kohl damals mit der Treuhand zugunsten westlicher Kapitalinteressen nahezu völlig platt gemacht, und nun beklagt man sich, dass die dort Abgehängten es nicht gern sehen, wenn aus ihrer Sicht die Flüchtlinge das bekommen, was ihnen verweigert wurde (auch wenn diese Wahrnehmung nicht ganz korrekt ist).
Was dürfen wir eigentlich noch erwarten? Dass ein pensionierter Schäuble Erbarmen für Griechenland fordert? Dass pensionierte FDP-Politiker sich gegen das unsolidarische PKV/GKV-System richten? Das Gabriel Rüstungsexporte geißelt?
Und was Europa anbelangt: die Vereinigten Staaten von Europa mögen ja in den Köpfen dieser Politiker herumgespukt haben, dazu kam es eben nicht und es wurde auch mit jeder vorschnellen, Erweiterung unwahrscheinlicher. Aus der EU wurde in den letzten 20 Jahren ein Mechanismus, der nicht mehr an eine Vereinigung dachte, sondern nur darauf geschaut hat, wo man billige Produktionsstandorte und Arbeitskräfte herbekommt. Demokratisch ist dieses Gebilde ohnehin nicht, mit einem Parlament, das nichts zu melden hat. VSE unter diesen Vorzeichen wären eine Katastrophe.