Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 30.06.2003

Umma oder Kalifat?

Der Islam hat eine urdemokratische Tradition, nämlich die der "Umma"
[die Gemeinschaft der Gläubigen berdet und findet das Richtige durch
Überzeugung und Konsens] und eine hierararchisch bevormundende
Tradition, nämlich die des "Kalifats" [der Obermufti hat ein Monopol
auf die richtige Religionsauslegung und entscheidet es "ex
cathedra"].

Insoweit ist für mich für die Beurteilung der diversen Strömungen
[wie übrigens auch im Christentum] entscheidend, welchem dieser Pole
sie zuneigt, bzw. welche Mischung von "von unten" und von "von oben"
sie sich  zu eigen macht.

Im Islam hat aber - wie im Artikel hervorgehoben - die Bekämpfung
untereinander anscheinend ein Ausmaß erreicht, das in der deutschen
Geschichte von den Linken und von den Sozialisten bekannt ist: man
bekämpft die eigenen "Häretiker" weitaus stärker als den
"Klassenfeind". [Unter anderem deshalb gibt es auch keine "arabische
Einheit" ... und die Zerissenheit wird vom Gegner geflissentlich
ausgenutzt! - wie das ja auch die Linken in Deutschland erlebt haben]

Der Artikel hebt hauptsächlich auf den Informationsaustausch
innerhalb der islamischen Diaspora [Islam in Europa] ab. Aber meines
Erachtens eröffnet das Internet eine ganz neue Dimension für die
globale islamische Umma: den Austausch über die islamischen Kulturen
hinweg: von Malaysia bis Marokko, von Usbekistan bis zu den Komoren;
sie alle werden heute vom "zivilisierten Westen" ausgegrenzt und in
unglaublicher Überheblichkeit deklassiert, depraviert und
besserwisserisch auf den Abfallhaufen der Geschichte transportiert!

Nun habe ich persönlich das Internet usprünglich als eine "sehr
demokratische" Institution kennen gelernt, ja geradezu euphorisch
begrüßt. Dies scheinen auch die von Thomas Pany befragten Admins und
Moderatoren so zu erleben. Auf der anderen Seite darf man nicht
übersehen, dass das Internet meines Erachtens den ganz großen
Monopolen - wirtschaftlich wie politisch - einen Vorsprung und eine
Dominanz verschafft, die vorher undenkbar schien. Insoweit ist
Skepsis angebracht, ob der Monopolismus/der Unilateralismus oder die
Pluralität/ der Multilateralismus durch das Internet an Kraft gewinnt
- nicht nur in den Religionen, auch in der Politik!

Wenn man die "Umma" will und nicht das "Kalifat" dann ist es wichtig
Bush und die Neocons vom poltischen Einfluss auf die Köpfe der
Menschen in dieser Welt ausschalten und sie als Barbaren, die sie
sind, kaltzustellen - weltweit.

Insoweit bekommt der Kampf gegen die Unterwerfung des Internets unter
die Geheimdienstüberwachung und bürokratische Regelierungswut von US-
und anderen Regierungen geradezu eine welthistorisch entscheidende
Dimension! Und Ihr, liebe Telepolis-Forensianer, könnt sagen; "Ich
bin dabei gewesen!"

Onliner
Bewerten
- +
Ansicht umschalten