Für sie scheint es keinen syntaktischen und semantischen Rahmen von Sprache zu geben, sondern nur noch den pragmatischen. Diese Auffassung führt bisweilen zu einer sich aktivistisch verstehenden Verzagtheit, die etwa in Neuübersetzungen alter Werke Wörter – oder im Falle der neuen niederländischen Übersetzung von Dantes "Inferno" eine ganze Passage über Mohammed – streicht, um niemanden unnötig zu verletzen.
Man muss sich einfach nur fragen, wer denn derjenige ist, der da "verletzt" oder eben auch nicht. Dante Alighieri?
Was ist das ganze anderes, als Geschichtsrevisionismus, der nicht einfach gegen Rassismus kämpft, sondern sich bemüht ihn zu verstecken, als hätte es ihn nie gegeben?
Was ist es anderes als dümmlichste, paternalistische Bevormundung, die sich außerstande sieht, den Kontext, sowie einen differenzierten Blick auf Dantes Werk und die Zeit in der es entstand, zu vermitteln?
Damit belastet sich die Gesellschaft von morgen schon nicht mehr. Anstatt dessen präsentiert man dem geneigten, braven Konsumenten einen postmodernen, entschärften Dante, der auch gern in einem Disneyfilm mitspielen darf.
Pragmatismus ist da aber wahrscheinlich schon der richtige Begriff. Und Dantes Inferno steht dann gleich neben Hitlers Autobahn.
Edit: Und ich frage mich gerade, ob das wirklich neu ist, weil man ja auch vorher diese Unannehmlichkeiten in berühmten Werken ausgeblendet hat. Ob nun bei Dante oder Marx. Man sieht sich heutzutage aber nicht mehr in der Lage, das wie im restlichen Verlauf der Historie unter den Tisch fallen zu lassen, weil die heutigen Bibliotheken nicht so leicht vergessen, wie vor ein paar hundert Jahren, weswegen man da mittlerweile mit öffentlicher Ansage "Hand anlegen" muss.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.06.2021 11:00).