Ich habe sehr viel Verständnis für Herrn Schoenmakers Sorgen und dass ihm das Ärger verursacht.
Es sind aber eine Menge Allgemeinplätzchen enthalten, rückenmarksgesteuerte Schlagwörter, mit denen man keine Probleme lösen kann sondern nur neue schafft.
Ohne didaktische Rücksicht aufgezählt:
die Renten-, Gesundheits- und Pflegesysteme nicht zukunftsfest sind – und dennoch jedwede Reform, die aktuellen Wählern wehtun könnte
Hier liegt der - völlig deplazierte - Mythos der schwäbischen Hausfrau zugrunde. Eine Volkswirtschaft ist keine schwäbische HAusfrau. Auch kein Unternehmen. Und funktioniert nach völlig anderen Regeln.
In Algebra, 1. Semester taucht der Satz auf "eine Menge darf sich nicht selbst als Element enthalten". Übersetzt: Die Volkswirtschaft darf nicht so behandelt werden wie ein einzelnes ihrer Elemente (Hausfrau, Unternehmen...) aus denen sie besteht. Das führt sonst zu Widersprüchen, Fehlern und Fehlfunktionen.
Renten sind Teil der Volkswirtschaft und werden aus den laufenden Abgaben finanziert, sind mithin Flussgrößen, keine Bestandsgrößen wie Guthaben, Vermögen o.ä. Deswegen können Renten auch nicht "gespart" werden. Man kann nur dem einen geben, wa man dem anderen weggenommen hat.
Bevor Herr Schoenemakers laut "GENAU!" ruft: Die deutsche Volkswirtschaft ist die 4.(5.?) größte der Welt und es sind astronomische Mittel vorhanden, um Renten zu zahlen, bei deren Vorstellungen den meisten schwindelig werden würde. Historisch ist es längst deutlich geworden, dass die Regelung, Renten als Lohnnebenkosten zu bestreiten, dysfunktinal geworden ist. Große Teile des BIP werden nicht mehr über Löhne erwirtschaftet. Da aber auch die anderen Einkünfte Teil der Volkswirtschaft und der Gesellschaft sind, müssen auch die für die Funktion unserer Gemeinschaft herangezogen werden. Ich spreche von Unternehmensgewinnen, Mieten und Pachten, Vermögenseinkünften.
Wie gesagt: Die Hauptfunktionsweise einer Volkswirtschaft ist, dass dem einen fehlt, was der andere hat. Über die Rente kann nur auf diese Weise sinnvoll nachgedacht werden, wenn man sie in bezug zur Wirtschaftsleistung der Volkswirtschaft setzt. Die Bezugsgröße "was habe ich eingezahlt " ist 1. sachlich falsch, und 2. eben dysfunktional.
Renten können also nur - aber dafür dann sehr leicht - zukunftfest gestaltet werden, wenn man neu entscheidet, welche Teile des BIP zu ihrer Finanzierung herangezogen werden sollen. Wo da der große Haufen liegt, der sich da anbietet, ist glaube ich klar geworden.
Und so wird das dann auch nicht
zum Kollaps entweder der Wirtschaft oder der Sozialsysteme
führen. Weil Geld ist in ungeheuren Mengen in Deutschland vorhanden.
"Linke" werden, um sich als Retter zu präsentieren, mit vollen Händen Geld ausgeben, das ihre Kinder erst verdienen müssen – und so mit der Fron anderer glänzen
Die Heilige Kuh "Geld"
Nochmal für alle: An dem Tag an dem wir keine Schulden mehr haben, werden wir auch keine Guthaben, kein Geld mehr überhaupt haben. Unser Geld ist so gebaut, dass es Schulden geben muß. Es kommt nur als Schulden auf die Welt. "yo, ICH hab mein Geld aber durch harte Arbeit verdient!...." Leider sind auch diese Deine Euros erst durch Schulden-Kredite "geboren" worden, bevor Du sie sicherlich durch harte Arbeit verdient hast.
Wie geht das jetzt mit den Staatsschulden? Realistisch gesehen gar nicht. Denn der zwingende Ausgleich wird nicht stattfinden. Aus Machtgründen. Nach dem 2. Weltkrieg gab es mal einen "LAstenausgleich" aber selbst der war nicht wirklich ein Instrument für diesen Ausgleich.
Besteuerung. 90% Spitzeneinkommenssteuer. Vermögens- und Erbschaftssteuer. KONFISKATORISCHE Erbschafts- und Vermögenssteuer. Hört sich gut an!? Wird aber an der MAcht scheitern. Roosevelt war nahe dran. Die Folge war der American Dream und ein goldenes Zeitalter für die US-Gesellschaft, dem heute noch hinterhergeträumt wird.
Der Historiker Walter Scheidel hat aber leider ausgeschlossen, dass durch solche Maßnahmen sich Ungleichheit (...Schulden...) ausgleichen liessen. Rein empirisch. Pest, Krieg, Revolution und noch 2 Faktoren. Er nannte sie "die apokalyptischen Reiter"
- die schaffen das. Alles andere ist zu schwach. Das ist ernüchternd.
Investitionsquote der deutschen Wirtschaft ist deutlich unter den OECD-Durchschnitt gefallen.
Das ist auch Thema "Schulden". Wieso!? Weil Investitionen = Schulden sein MÜSSEN. Kredite. Übrigens ist tendenziell nur dann zu erwarten, dass Unternehmen gut geführt und Geschäftsideen gut umgesetzt werden.Wenn nämlich der fällige Kredit einen dazu zwingt.
Wenn ich überflüssiges Geld "investiere" kommt so ein Mist bei raus wie diese ElektroLeihrollerScheisse, wo Kapital einfach verbrannt wird, um mal was zu machen und in Zukunft vielleicht seinen Fuß in der Tür zu haben. Und in den Städten - und Flüssen - liegt tonnenweise Elektroschrott im Weg rum und es werden trotzdem noch mehr Autos gekauft.
Wenn "Investieren" "Kredit aufnehmen" heißt, ist die Wirtschaft intakt. Heute muß man sie dagegen als entartet bezeichnen.
Übrigens würde ich "vorhandene Gewinne/Kapital investieren" eher anders nennen: "Konsumieren."
Die Investitionsquote halte ich aber für sehr überschätzt. Hochorganisierte Volkswirtschaften (JApan , Schweiz) zeichnen isch dadurch aus, dass es gerade Dienstleistungen sind, die für einen Großteil der Bevölkerung die (ausreichende!) Einnahmequelle darstellen. Wenn ich nichts verpaßt habe, stehen in Japan seit 2013 Bankautomaten, die von vielen Systemen wegen Sicherheitsmängel nicht mehrakzeptiert werden. Weswegen man mit z.B. einer Maestrokarte nicht mehr abheben kann. Investitionsstau. juckt aber nicht. Die jp. Volkswirtschaft ist im Inland nicht auf "Investitionen" angewiesen, trägt sich hier selbst. Das Exportgeschäft dagegen ist sowieso längst automatisiert oder ausgelagert worden.
Es ist nämlich auch entgegen der Einschätzung Sigmar Gabriels so, dass eine Volkswirtschaft darin besteht, "dass wir uns gegenseitig die HAare schneiden". Nur die Exportwirtschaft erzwingt ein anderes Denken. Und Kriege. Zum Beispiel.
Statt also
Kein Blick mehr in die Zukunft
zu haben, würde ich mir vielmehr wünschen, dass unsere Gesellschaft und unsere Volkswirtschaft nachhaltige Strukturen findet und etabliert.
Herr Schoenemakers gute Gedanken kranken daran, dass er dysfunktionale Strukturen nicht hinterfragt. In einen Motor, der falsch konstruiert ist, brauche ich kein Öl nachschütten. Da sollte lieber ein fähiger Ingenieur ran. Herr Schonemakers mag ein guter Mechaniker sein (Betriebswirtschaftler) aber einen funktionierenden Motor zu konstruieren (Volkswirtschaft) würde ich ihm jetzt nicht zutrauen.