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  • Irwisch

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Re: Ein weiteres Beispiel nicht wahrgenommener menschlicher Entfremdung

c.renée schrieb am 20.09.2021 05:34:
Aus einem "verbogenen" Bewusstsein resultiert ein ebensolches Handeln. Ihr Artikel strömt über vor Ent-Täuschung, es scheint aber noch reichlich an (Selbst-)Täuschung übrig zu sein.

Erklären Sie einmal einem gespaltenen Menschen (Mensch mit nicht wahrgenommenen Abspaltungen), daß ihm wesentliche Teile seines Antriebs unbewußt bleiben und er letztlich nur rationalisiert – gedanklich rechtfertigt –, was er so alles tut, denkt und nicht tut. Genauso gut könnten Sie versuchen, einem Dummen zu erläutern, weshalb Sie ihn für dumm halten. Dummheit ist ja nicht synonym zu kognitiver Fehlleistung, wie immer wieder argumentiert wird, sondern bezieht sich eben genau darauf, daß erhebliche Teile der eigenen Psyche im Verborgenen sozusagen querschießen, weil diese abgespaltenen Selbstanteile mit aller Macht versuchen, ans Licht des Bewußtseins zu gelangen, um sich so Geltung zu verschaffen. Letztlich möchte der Autor – der in seinen drei Artikeln ohne Ende und ohne Ziel Symptome beschreibt, die jedem, der noch nicht völlig verblödet ist, bekannt sein dürften – zurück zu seiner vorherigen »Welt«, wo noch alles funktioniert hat, wo seine drei Firmen Profite abwarfen und seine Kinder sich so entwickelten, wie er sie haben wollte. Daß das nicht geht, fällt ihm erst jetzt auf, nachdem er Schwierigkeiten hat und seine Firmen vielleicht pleite gegangen sind, was weiß ich.

Das konnte ich in den vergangenen 17 Monaten vielfach beobachten, z.B. bei meiner Nachbarin, die jahrelang erfolgreich einen Schulkiosk betrieb und dann dort wegen den Corona-Maßnahmen nicht mehr arbeiten konnte. Erst als es dann nach mehreren Monaten, in denen sie von ihren Ersparnissen leben mußte, an ihre Existenz ging, begann sie nachzudenken und alternative Medien, die sie zuvor als Verschwörungsplattformen etikettierte, zuzulassen. Auch sie sehnt sich noch immer nach der Zeit zurück, als sie mit ihren beiden Fernsehern – einen im Wohn-, einen im Schlafzimmer – glücklicher war als jetzt, nachdem sie einen klitzekleinen Fetzen der Wirklichkeit erhascht hatte. Mehr will sie offenbar auch gar nicht wissen, sie scheint regelrecht Angst davor zu haben, noch mehr zu erfahren.

c.renée schrieb am 20.09.2021 05:34:
Handeln ohne Reflexion/Selbst-Bewusstsein kann auch sehr in die Irre führen. Sein und Bewusstsein stehen in einem dialektischen Prozess zueinander. Andere Menschen dazu anzuregen, über ihre tieferen Motivationen o.ä. nachzudenken, ist dabei auch eine Form von Handeln, sonst würde man ja nur über sich selbst Meditieren.

Handeln ohne Reflexion führt früher oder später immer in die Irre, weil es nicht an der Wirklichkeit verhaftet ist, weil es nicht wahrhaftig ist. Im Grunde pflegen die meisten Menschen Illusionen darüber, weshalb sie dies und das tun oder unterlassen. Man hat das durch zahlreiche Hypnose-Experimenten belegt, wo Menschen das Handeln nach hypnotischen Befehlen immer irgendwie zu rechtfertigen wußten.

https://tinyurl.com/9hswcyma

c.renée schrieb am 20.09.2021 05:34:
Dem OP schließe ich mich weitestgehend an, denn ich habe auch Jahrzehnte an mir "gearbeitet", nebenher habe ich aber auch gehandelt - ist ja ein dialektischer Prozess.

Für die meisten Menschen scheint es immer nur schwarz oder weiß zu geben ... das kommt meiner Erfahrung nach von der inneren Spaltung und dem daraus resultierenden Materialismus, einer Sichtweise, die nur das als existent gelten läßt, was man irgendwie messen kann. Dabei bemerken die Leute gar nicht, daß sie vielfach mit Begriffen arbeiten, die zwar behaupten, das Ding dahinter existiere wirklich, es sich tatsächlich aber um ein gedankliches Konstrukt, um eine Ideologie handelt.

Edit: Link hinzugefügt

https://www.pdfdrive.com/search?q=Hypnose&pagecount=&pubyear=&searchin=de

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.09.2021 09:53).

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